„Der Peon, den Korux zu mir geschickt hat, hat davon gesprochen wem er die Münzen bringen soll. Es soll ein Untoter mit dem Namen Leputh sein. Der Peon solle ihn anhand seiner Kleidung erkennen; eine schwarze Robe mit grüner Krone auf dem Rücken. Ich habe die Stadtwachen bereits auf ihn angesetzt“, berichtete Thrall. Der Schamane wollte etwas sagen, wurde jedoch sofort unterbrochen. Ein riesiger Schatten legte sich über die Anwesenden und ein fauliger Geruch wurde bemerkbar. Sie drehten sich um und erkannten hinter sich die Todeswache Steinwut.
Tiefe Narben durchzogen seine Brust und sein Unterkiefer war mit rostigen Nägeln am Kopf befestigt. Seine Stimme hörte sich an wie das zersplittern von Holz. „Thrall, es ist soweit. Unser Plan kann nun gelingen. Aber beeilt euch, er ist nun da!“, sagte er, nicht ohne Stolz in seiner Stimme. Thrall verlor keine Zeit: „Korux, Terakles und Steinwut kommen mit mir. Thronwache Gorkarash kümmert sich um den Peon in der Vorhalle und der Rat wird sich später mit mir treffen. Wir gehen der Todeswache hinterher!“
Steinwut ging mit riesigen Schritten durch die Gasse und hielt unaufhaltsam auf die Kluft der Schatten zu. Thrall und seine Waffenbrüder hatten Mühe mit ihm Schritt zu halten. Terakles und Korux tauschten einige fragende Blicke aus. Sie wussten nicht annähernd was sie hier taten. Als sie fast am Flammenschlund ankamen konnten sie Neeru sehen. Und vor ihm stand ein Untoter mit schwarzer Robe. Eine giftgrüne zierliche Krone schmückte den Umhang.
Steinwut packte den Untoten mit einer Hand und hob ihn ein Stück zu sich nach oben. Dieser kreischte und seine Füße zappelten ohne Halt; einen halben Meter über der Erde. Neeru war verängstigt, spielte jedoch den wütenden: „Was tut ihr da? Dies ist ein Freund von mir!“ Dann stellte sich Thrall vor den Untoten und den Hexenmeister:
„Die Horde steht tief in eurer Schuld Neeru. Ihr habt uns zuverlässig den geforderten Beweis geliefert und obendrein ein Mitglied der 'Klinge der Verdammten' ausgeliefert. Der Untote wird nun in Gewahrsam genommen. Für diesen Auftrag erhaltet ihr die versprochene Menge Goldstücke.“
Der Untote hörte auf zu kreischen und errötete vor Zorn. Aus vollem Halse schrie er: „Neeru du Sohn eines räudigen Ogers! Wie konntest du Kolgaroth verraten? Er wird dich hämmern so wie der Rat dich hämmern wird. Und deine 'Brennende Klinge' wird vom Rat in den Boden gerammt wie ein Insekt! Verräter! VERRÄTER!“ Neeru zitterte am ganzen Körper. Er war leichenblass und Angstschweiß lief ihm in
Strömen herab.
„Das ist eine Falle Leputh! Ich war immer nur dem Schattenrat treu. Sie lügen. Sie wollen den Rat gegen mich aufbringen! Bei den Ahnen glaube mir Leputh!“, stammelte der Hexenmeister in Todesangst. Thrall schickte Steinwut und seinen Gefangenen fort. Dann kümmerte er sich um Neeru. Der war außer sich und brüllte den Kriegshäuptling an:
„Thrall, was habt ihr getan? Ihr wisst nicht was mich erwartet!“ Thrall antwortete mit ruhiger Stimme: „Ich wünschte ihr wärt mir so ergeben gewesen wie dem Schattenrat. Und ich weiß durchaus was euch erwartet. Leputh wird nicht getötet von uns. Er wird freigelassen!“
Jetzt heulte Neeru auf und fiel auf die Knie: „Frei? Oh bei den Ahnen wieso lasst ihr ihn gehen?“ Thrall sah mitleidslos auf ihn herab: „Wie soll er denn sonst dem Schattenrat erzählen wie ihr die Klinge der Verdammten, die Klinge der Brennenden Klinge und den Rat höchstpersönlich hintergangen, belogen und verraten habt?“ Neeru sah mit tränengefüllten Augen zum Kriegshäuptling: „Nein Thrall, ich werde dem Rat beweisen, dass ich es war der euch hintergangen hat. Ich weiß nicht wie ihr von all den Dingen über die Klingen erfahren habt, aber ich werde mich für diese Falle rächen sobald ich mich aus euer Gefangenschaft befreit habe!“
Steinwut erschien wieder neben ihnen und lachte humorlos auf: „Aber Neeru du alter dummer Dämon. Du bist doch gar nicht gefangen.“ Der Hexenmeister war völlig verwirrt. Dann sagte die Todeswache mit Blick auf die Waffenbrüder: „Terakles und Korux begleiten dich ab sofort friedlich wohin du auch gehst. Ihr werdet bald erfahren müssen warum. Damit du nichts anstellen kannst haben unsere Kriegsmagier den Stadtbereich von Orgrimmar vor deiner Hexenkunst abgesichert.“
Neeru wurde von Panik gepackt und rannte wie besessen zum Ausgang der Kluft. Terakles schleuderte goldene Ketten aus heiligem Licht in seine Richtung und zog den Hexer zu sich. Dieser blieb im Flug an einer Kohlepfanne hängen und brach sich das linke Bein mit eine hässlichen Geräusch. Er heulte vor Schmerz auf und humpelte wieder von Terakles weg. „Das war für Voozay! Und sein Tod ist noch lange nicht abgerechnet mit dir. Machen wir einen Spaziergang vor die Tore von Orgrimmar?“, knurrte der Priester
In leichtem Laufschritt folgten sie dem gepeinigten Hexenmeister, der auf seinem gesunden Bein humpelnd und stolpernd vor ihnen weglief. Sie hörten Thrall im Hintergrund rufen: „Lauft langsam, Leputh braucht noch eine kleine Weile bis er dem Rat informieren kann“ Neeru heulte bei diesen Worten auf als ob er in Lava getaucht werden würde. Die Waffenbrüder hatten lodernden Hass in ihrem Herzen. Blinde Wut und der Hunger auf Rache für ihren gefallenen Freund machten sie zu gedankenlosen Todesboten.
Korux schlug Neeru den gesunden Fuß zur Seite, so dass er auf den staubigen Boden fiel. „Das war für meine Arm den ich wegen deinem Bündnis aus Ungeziefer verloren habe!“, brüllte er wutentbrannt. Der Hexer rappelte sich auf und kam langsam in die Nähe des Stadttors. „Ihr werdet vom Schattenrat getötet wenn ihr mit mir von die Stadtmauern lauft, das wisst ihr oder? Sie sind überall müsst ihr wissen.“
Als Korux und Terakles ihren Begleiter vor die Stadt geleitet hatten bot sich ein ungewöhnlicher Anblick. Die Stadtwachen waren vervierfacht worden. Acht Ehrenschlachtwachen der Horde hatten sich vor dem Tor postiert und blickten finster zu einer schimmernden Gestalt vor ihnen. Ein Skelett in einer schimmernden, violetten Robe stand auf dem Platz vor Orgrimmar. Es war einen Kopf größer als Steinwut und schwebte ein Stück über dem Boden. In seiner Hand hielt er eine sorgfältig aufgewickelte Kette an deren Gliedern grün glänzende Dornen mit Widerhaken befestigt waren. Der Totenkopf der Kreatur brannte mit violettem Feuer. Mit einer Stimme, die in den Köpfen der Waffenbrüder wie Kreide an der Tafel kreischte, schrie das Skelett:
„Übergebt unsss diesssen Verräter auf der Ssstelle, Orcssse!“ Bei jedem „S“ in seinen Sätzen bohrte sich das Geräusch von Tafelkreide in ihre Schädel. „Wir geben dir kein Mitglied der Horde!“, sagte eine Ehrenschlachtwache aus dem Hintergrund. „Ssschweig Fleischsssack! Wir sssprechen mit diesen Orcsssen!“ Die Wache wurde blass und still. Korux´s Herz raste bei dem Gedanken, sich gegen diese Kreatur zu wehren. Er nahm seinen Mut zusammen: „Das ist Neeru. Er ist ein angesehener Hexenmeister der Horde!“
Das Skelett rastete vor Zorn aus und mit schriller Stimme kreische er: „Ssseid ihr alle so bessschränkt oder tut ihr nur ssso? Ich könnte euch auf der Ssstelle aussseinander reisssen und eure Einzelteile in ganz Durotar versprengen!“ Korux wurde schlagartig klar wie wahr diese Worte waren. Sie haben sich aus dem abgeschirmten Bereich begeben. Die Wachen waren genau an der Grenze. Er blickte schnell zu Terakles und beantwortete seinen fragenden Blick mit einem Nicken zu den Wachen. Terakles´ Gesichtsfarbe änderte sich zu einem ungesunden weiß und Panik ließ seine Augen hektisch zu den Wachen zucken.
„Schnell Neeru, lauf!“, brüllte Korux und rannte zu den Schlachtwachen. Nun verstand auch Neeru, dass er in Orgrimmar sicher vor der Kreatur gewesen war. Das Skelett verlor nun endgültig die Geduld und ließ die Kette wie eine Peitsche auf den Hexenmeister niederknallen. Kleidungsfetzen und Blut flogen durch die Luft. Der Schrei von Neeru war markerschütternd als die Kette seinen Rücken zerriss und ihn zu Boden warf.
Er robbte in Todesangst zu den Waffenbrüdern die bereits am Tor standen und sich in die Reihen der Wachen gestellt haben. Die Kette ging immer wieder auf Neeru nieder. Solange bis er sich kaum noch rührte. Dann wickelten sich die Stahlglieder um den malträtierten Körper und das Skelett schleifte ihn hinter sich her. Sie sahen der riesigen Gestalt hinterher bis es nicht mehr zu sehen war. Ihr Puls raste immer noch und Adrenalin pumpte sich pochend durch ihre Venen.
Langsam fiel diese ständige Angst und Sorge von ihren Schultern. Sie standen fast eine halbe Stunde am Tor und beobachteten die Sonne, die hinter den orangen Sandbergen unterging. Alles wurde still und die Vögel wurden leiser. Eine eigenartige Stimmung befiel die beiden Freunde. Die Wachen waren wieder in die Stadt gelaufen und hatten die Freunde allein gelassen.
Korux setzte sich auf einen Stein, der einen lange Schatten warf. Er blickte zu seinem Freund und sah in ihm einen erschöpften und müden Orc. „Wir werden alt, nicht wahr Terakles?“, fragte er ruhig. Der Priester setzte sich zu ihm auf den Stein. „Ich weiß es nicht, alter Freund. Aber ich weiß, dass ich keine Schlacht mehr schlagen kann. Ich bin müde, verstehst du?“, meinte er.
Korux nahm einen Grashalm, der in einer Felsspalte wuchs und spielte in Gedanken versunken mit ihm. „Ich verstehe es. Sehr gut sogar. Du bist seelisch müde. Du sehnst dich nach einem Leben ohne Krieg“, antwortete er und blickte traurig auf seinen kraftlosen Arm. „Was willst du tun? Wie soll es weiter gehen?“, fragte Terakles.
Korux blickte ihn ausdruckslos an und sagte nach einer Minute des Schweigens: „Ich werde Loory besuchen. Weiter kann ich nicht in die Zukunft sehen. Alles was du und ich in unserem Leben gemacht haben war Aufträge ausführen, töten, betrinken und um die Gnade der Ahnen beten, damit wir im Tode begnadigt werden. Das ist kein Leben.“
„Ich werde als aller erstes schlafen. Sehr sehr lange schlafen. Danach melden wir uns bei Thrall und bitten um die Erlaubnis in den Veteranen-Zirkel aufgenommen zu werden“, meinte Terakles. Sein Freund sah ihn traurig an: „Werden wir getrennte Wege gehen?“ Der Gedanke den Priester nicht mehr bei sich zu haben ließ seine Kehle zuschnüren und nahm ihm den Atem.
„Ich werde immer für dich da sein Korux. Das weisst du, oder?“, sagte Terakles. Korux sah ihm in die Augen: „Waffenbrüder ein Leben lang?“ Der Priester legte seine Hand fest auf die Schulter des Kriegers.
„Nein, Korux. Bis in den Tod und darüber hinaus. Wir stehen zusammen. Wir sterben zusammen“ Ende
***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** *****
***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** *****
**W** **A** **F** **F** **E** **N** **B** **R** **Ü** **D** **E** **R** *****
***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** *****
***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** *****