Während sie beide ihr Gespräch fortsetzten waren die Heiler und Ersthelfer der Horde damit beschäftigt die wenigen Überlebenden der Schlacht zusammenzuflicken. Untote lagen in Feldbetten und blutige Magiestoffverbände verbrannten in dickwandigen Stahlfässern. Die Todeswache lag auf einer dünnen Decke die auf dem Erdboden ausgebreitet wurde. Kein Feldbett könnte den Hünen tragen. Er kam langsam zu sich.
„Bleib liegen mein Großer“, sagte eine Trollin mit weißem Gewand und legte ihre Hand auf seine Brust. „Ich habe überlebt, nicht wahr?“, sagte Horvald Steinwut mit nasser Stimme. Ein dünnes Blutrinnsal lief seinen Mundwinkel herab. „Wenn ihr wollt, dass es auch so bleibt müsst ihr liegen bleiben. Ihr solltet eurem Körper nicht noch mehr zumuten“, sagte die Trollin. Kaum waren diese Worte ausgesprochen versank die Todeswache in einen traumlosen Schlaf.
„Wo ist Steinwut? Ich muss ihn sprechen“, sagte eine tiefe Stimme am Eingang des Lazarett-Zeltes. Die Trollin drehte sich zu ihm um und ging auf den Orc zu. Er war in voller Schlachtausrüstung und seine Rangabzeichen wiesen ihn als einen Schlachtführer aus. Die Heilerin grüßte ihn und erklärte: „Steinwut kann jetzt nicht mit euch sprechen. Er braucht Ruhe, sonst werdet ihr gar nicht mehr mit ihm sprechen können“. Der Orc sah an der Trollin vorbei zu dem riesigen Körper des Untoten. Er schnaubte verächtlich und entfernte sich wortlos vom Zelt.
Ein untoter Magier richtete sich auf und flüsterte der Heilerin zu: „Achtet nicht auf den Orc. Er ist beleidigt und sucht Streit“. Auf die Frage, weshalb das so ist, antwortete er: „Das war Gorr. Er führt oft die Schlachten in der Kriegshymnenschlucht an. Er ist der Meinung, die Schlacht gegen die Verdammten wäre besser ausgegangen. Zumindest, wenn er sie angeführt hätte.“
Die Trollin sah gedankenverloren zu Steinwut und meinte: „Und was sagt ihr dazu, Magier?“ „Steinwut hat keinen Fehler gemacht. Dieser Gorr dagegen hat keine Ahnung von Hexerei. Ein Orc hat eine lebendige Seele; schön zu brechen und zu kontrollieren, meinte die dunkle Fürstin.“, antwortete der Magier.
Die Trollin runzelte die Stirn und sagte: „Ihr wart nicht nur Verlassene. Es waren zwei Orcs und ein Troll dabei. Ich dachte sie wären so anfällig für diese Gehirnsache?“
Der Untote hob die Augenbrauen und zuckte die Schultern: „Ich frage mich auch weshalb die drei Lebenden uns überhaupt begleitet haben. Sie wurden nicht kontrolliert, aber wer konnte das vorher ausschließen? Die dunkle Fürstin war sich nicht einmal bei der Immunität der Untoten sicher.“
„Annggrhhh, Ahh bei den Göttern!“, schrie eine Stimme am hinteren Ende des Zeltes. Ein Orc in weißer Robe ging auf den Verletzten zu und beugte sich über ihn. Der Verletzte war Korux und seine Schmerzen waren ihm anzusehen. Sein Waffenarm hing leblos an seiner Seite herab. Schweißgebadet richtete sich der Krieger auf. „Was ist mit meinem Arm
los? Ich spüre ihn nicht mehr!“, rief er angsterfüllt. Der Heiler, der sich über ihn beugte, stützte ihn so, dass er sich auf die Bettkante setzen konnte. Korux hielt die Augen fast ständig geschlossen und kämpfte gegen die Schmerzen an. „Wo ist Terakles und Voozay?“, fragte er. Der Heiler musste schlucken, er fürchtete solche Fragen. Noch mehr fürchtete er sich vor der Antwort, die er geben musste.
„Voozay wurde nicht gefunden. Sie haben alles abgesucht aber er ist verschwunden. Es tut mir leid Korux“, sagte er betroffen. „Dein Priesterfreund Terakles liegt im Zelt nebenan. Über seinen Zustand weiß ich nichts. Sprich mit der Trollin Loory. Sie wird dir weiterhelfen“
Korux wollte keine Zeit verlieren. Als er sich nach vorne beugte um aufzustehen raste ein stechender Schmerz durch sein rechtes Bein. Er sah an sich herab und erkannte dicke Verbände am Unterschenkel. „Wird das alles wieder?“, fragte Korux den Heiler. Der Orc verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. Seine Augen waren von Trauer stumpf und grau als er antwortete: „Danke den Ahnen, dass du laufen kannst. Erwarte nichts von deinem rechten Arm. Vielleicht wirst du dann nicht enttäuscht“
Der Heiler wandte sich zermürbt um und ließ Korux alleine. Der Krieger saß apathisch auf seiner Bettkante und versuchte zu realisieren was im prophezeit wurde. Vielleicht wirst du dann nicht enttäuscht. Vielleicht... Er versuchte seinen kleinen Finger zu bewegen. Der Geist war willig, doch der Körper hörte nicht. Danke den Ahnen, dass du laufen kannst. Im wurde übel. All die Dinge, die er gesehen hatte rasten durch seinen Kopf. Das Knacken des Schädels als er seinen Schild auf den Kopf des Zwerges rammte. Das Gesicht der sterbenden Zauberer. Das warme Blut an seinen Händen. Viele von ihnen waren Bürger Orgrimmars. Versklavt von den Verdammten. Tränen rannten im über die Wange. Heiß und salzig.
Irgendwann ließ ihn das Gefühl der Machtlosigkeit und Trauer
los. Er wischte sich das raue Gesicht mit seiner linken Hand ab und stand auf. Da war er wieder; der lodernde Schmerz im Schenkel. Er biss die Zähne zusammen und tat einen Schritt auf den nächsten. Er erreichte das Zelt der Trollin. Sie sah ihn aufmunternd an: „Du suchst deinen Freund nicht? Er lebt - wie er das geschafft hat weiß ich nicht. Aber er lebt. Die Ahnen scheinen ihn zu lieben“ Ihr hübsches Gesicht wirkte unwirklich in den Zelten voll mit Schmerz und Trauer.
Korux fand das Feldbett seines Freundes und setzte sich auf einen Klappstuhl am Kopfende. Der Priester schlief noch. Zumindest hoffte er das beim Anblick des geschundenen Körpers des Orcs. Die Trollin ging auf ihn zu. „Er liegt die sehr am Herzen, was?“, fragte sie vorsichtig. Der Krieger sah zu ihr hoch und nickte. „Ich vertraue ihm mehr als mir selbst. Ich kenne ihn besser als ich mich selbst kenne. Kennst du das Gefühl wenn jemand alles von dir weiß? Was rede ich, das hörst du bestimmt ständig von den Halbtoten hier.“
„Nein, eigentlich nicht. Die meisten haben niemanden. Sie leben für die Fürstin und die Rache in ihrem zweiten Lebensabschnitt. Dem weniger lebendigen Abschnitt“, sagte die Trollin und setzte sich zu Korux an das Bett. Sie ist wirklich hübsch. Er versuchte sich abzulenken und sah auf seine gesunde Hand herab.
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Ich entschuldige mich für folgende Stelle:
"„Annggrhhh, Ahh bei den Göttern!“,"
Über diesem Satz sollte eigentlich ein größerer Absatz sein, damit man erkennt, dass
die Handlung unterbrochen wurde. So sieht es nämlich aus, als ob Korux im Zelt der Trollin liegt.
Bitte seht darüber hinweg *g*