Kapitel 5
Es war heiß, nein, es war mehr als heiß! Das Hochland war zwar nicht so groß wie manche anderen Länder, doch bei diesen Temperaturen war es fast so schlimm wie in der Wüste. Doch trotz der Hitze war es sehr fruchtbar, zumindest für Getreide. Auf den großen Feldern verschwanden die Bauern im Mais und Getreide. Und während die Erwachsenen und die Kinder mit dem nötigen Alter auf den Feldern schufteten, spielten die kleinen Kinder im Schatten der Bäume am Wegrand. Hin und wieder kam ein Bauer aus dem Feld, er trug einfache, lockere Kleidung und einen großen Strohhut, der ihn vor der Sonne schützte.
Nazuan lächelte, als die Kinder den Wagen entdeckt und erklommen hatten. Neugierig betrachteten sie Charles, der im Stroh auf der Ladefläche lag.
"Geht's dir gut, Onkel? Du siehst aber sehr krank aus!", entschied ein kleiner Junge.
Langsam drehte der Skeleton den Kopf in seine Richtung.
"Mir
geht es gut, Junge. Stellt sich nur noch die Frage, wie lange du das auch von dir
behaupten kannst!"
Der Junge erschrak, sprang vom Wagen und rannte schreiend zurück zur Scheune. Die anderen Kinder schauten Nero entsetzt an, der auf einmal anfing, böse zu lachen.
Nazuan musste darüber auch schmunzeln.
Der kleine hatte doch nicht den Hauch einer Chance, dachte er.
Allerdings könnte er seinen Vater rufen. Nicht, dass er es mit uns aufnehmen könnte, ich will nur nicht für Chaos sorgen.
Doch diese Hoffnung hätte er sich sparen können, allein der gesunden Elfenverstand sagte einem, dass der Kleine kreischend zu seinem Vater ging. Dieser Verdacht wurde bestätigt, als der Bauer aus dem Feld trat und den Wagen anhielt.
"Wer seid Ihr?", fragte er verärgert.
"Welch unfreundliche Begrüßung für zwei arme Wandersleut'...", antwortete der Wächter.
"Sagt mir sofort, wer Ihr seid!", bellte der Mann.
"Wie gesagt, wir sind nur zwei Wanderer auf dem Weg nach Nipalon." Nazuan blieb ruhig.
"Verdammt noch mal, Tölpel! Wer seid Ihr?!", schrie er.
Das wurde Bloodclaw zu bunt. Er stand auf, führte seine Hand an etwas auf seinem Rücken...
Ein blutroter Blitz enthauptete den Bauern, direkt danach sein Kind. Dann steckte Nazuan seine Klinge wieder weg.
Er setzte sich und trieb das Pferd, welches den Wagen zog, weiter vorran.
"Wassermelonen! Kauft frische, saftige Wassermelonen! Für nur eine Silbermünze gibt es drei große Wassermelonen! Kauft frische Wassermelonen!" , schrie der Ausrufer.
Ein kluger Schachzug, dachte Nazuan.
Weil es hier so heiß ist, ist eine Wassermelone genau das Richtige. Jedoch... Er sah sich die Leute in seiner Umgebung an.
...sind die Bürger dieses Landes zu arm, um sich eine Silbermünze leisten zu können.
Er kramte in einem kleinen Beutel herum, fand, wonach er suchte, und stieg von dem Wagen ab. Er ging zum Melonenhändler, sagte:
"Hier, Händler. Ich hätte gerne drei Wassermelonen.", und drückte ihm eine Silbermünze in die Hand.
Charles war gerade erst von seinem Nickerchen erwacht, deshalb wunderte er sich, dass Nazuan weg war. Doch als dieser wiederkam, war Nero beruhigt. Vorerst, denn als er die Melonen sah, war er eher erschrocken.
"Ich mache ein kleines Nickerchen, und du nutzt die Gelegenheit, um Wassermelonen zu kaufen?!", fragte er entsetzt.
Doch Nazuan zuckte nur entrüstend mit den Schultern.
"Drei große und saftige Wassermelonen für nur einen Silber."
Charles schüttelte den Kopf, nahm sich eine der Melonen, hiebte sie mit bloßen Händen entzwei und biss hinein.
Es war so heiß im Hochland, da tat die große, kalte, saftige Wassermelone gerade Recht.
Man sollte sich auch mal was gönnen, dachte er im Stillen.
Da war sie wieder: Die große Mauer!
Nazuan waren den ganzen Tag nur gefahren, sodass sie gen Abend das Hochland durchquert hatten.
Die Mauer kam immer näher, bis sie wieder bei den Wachen ankamen.
Nazuan stöhnte auf, da die Wachen gerade wegs auf den Wagen zugingen.
"Sieh an, sieh an! Ein Händlerwagen! Was transportiert Ihr denn, ich sehe gar nicht Eure Ladung!?", begann einer von ihnen höhnisch.
Nazuan versuchte zu lächeln, doch so ganz gelang ihm das nicht. Leider entging dem Wachmann das nicht.
"Soso, was haben wir denn hier? Ein Händler, der unfreundlich zu den Grenzposten ist? Tzetzetze, das kann so nicht richtig sein!" Der Mann zog seine Waffe und hielt sie dem Götterwächter an die Kehle.
"Hier sollte mal jemand den Benimmkurs wiederholen!"
Dem Assassinen wurde dieser Trottel zu nervig, so hob er eine Hand genau auf Herzhöhe des Wachmannes.
"Was soll das werden, Mister? Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass Ihr mir dro-" Weiter kam er nicht;
Nazuan schickte eine Kraftwelle durch seine Hand, sodass sie zu einem gewaltigen Energiestrahl wurde, der die Wachen zerfetzte.
Von dem Lärm erwachte der eingenickte Charles.
"Was ist los, habe ich was verpasst?"
Nazuan schüttelte den Kopf.
"Nein, gar nichts. Es ist nichts von Bedeutsamkeit passiert." Fortsetzung folgt...