Kapitel 2
Der Wind heulte, und Nazuan verfluchte wieder einmal seine naiven Einfälle, aber er hatte sich vorgenommen, Charles zu suchen, also tat er das auch.
Er war bereits vor zwei Umdrehungen im Todesland angekommen, seitdem suchte er nach Nero. Doch dieser war unauffindbar. Das einzige, was der Wächter gefunden hatte, warenn die Überreste des Trupps vom Captain.
Er war der Spur bis in die Zerubienwüste gefolgt, dorthin, wo keiner mehr zurückkehrte, der sie betrat, dorthin, wo er sich jetzt befand. Nazuan könnte nicht sagen, dass er Legenden möchte, wo dieser Ort doch nur von jenen umschwirrt wurde.
Reiß dich zusammen, Nazuan!, sagte er in Gedanken zu sich selbst.
Deine Sucherei wird sicher belohnt werden, fragt sich nur, von wem. Entweder von Charles, oder vom Sklavenhändler, der dich unterwegs einfängt.
Wenn er dass laut gesagt hätte, wäre der Sarkasmus nicht zu überhören gewesen. Und die Sklavenhändler, die rein zufällig hinter der nächstgelegensten Düne langwanderten, hätten ihn bemerkt.
Dann jedoch kreuzten sich ihre Wege: Die geübten Augen der Sklaventreiber entdeckten den schwarzen Ritter sofort, und fuhren geradewegs mit ihrem Wüsten-Wind-Gleiter auf ihn zu.
Als sie ihn erreichten, dachte Nazuan nur:
Da sind sie auch schon, die Sklavenhändler! Er überlegte kurz, ob er sie zerhacken sollte, entschied dann jedoch, sich in die nächste Stadt bringen zu lassen. Dort konnte er sie dann immer noch töten. Vielleicht hatten sie ja sogar eine Ahnung, wo Charles sein könnte.
Also ließ Nazuan sich wiederstandslos abführen. Die Händler beäugten ihn zwar misstrauisch, waren dann aber der Meinung, dass er schlicht wahnsinnig war. Also fesselten sie ihn in ihrem Gleiter und fuhren durch den Windkannal.
Hier besteht erklärungsbedarf: Die gesamte Zerubienwüste war eine öde Landschaft, auf der nichts wuchs. Nur mitten in der Luft befand sich eine enorme Windströmung, die sich heute mit der Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Autobahn vergleichen lässt. Ein gewaltiger Luftstrahl, der aus zwei Schichten besteht: Rechts weht der Wind von hinten, Links von vorne. Diese Regel, dass die "Fahrbahn" rechts ist, ist heute auch noch in Deutschland und vielen anderen Ländern anzutreffen. Eben wie eine Autobahn, nur für Windgleiter, die so aussahen wie hölzerne Katamarane, die auf dem Sand segeln. Da sich die beiden Windströmungen jedoch direkt berührten, entstanden des öfteren mal kleine Wirbelstürme, die dann sie Wüste durchfegten.
In eben jener Windstraße befand sich Nazuan, angekettet an dem Gleiter. Als er die Stadt erreichte, wendeten die Wüstenräuber die Segel, sodass sie aus der Straße segeln konnten. Während sie auf die Stadt zurasten, warfen sie große und schwere Holzklötze mit Seilen dran vom Heck. Diese Konstruktion sollte zusammen mit dem Sand am Boden abbremsen, was auch gelang.
Für die Gleiter und die Nutzung des Windes beneidete Nazuan die Wüstenräuber, die erfindungreich genug für eine solche Konstruktion waren. Denn das traf nicht auf alle Bewohner der Wüste zu, nein, eigentlich sogar nur auf einen einzigen Räuberstamm. Die wenigen Stadtbewohner und andere Räuberstämme waren sehr arm, deshalb sollten sie auch versuchen, etwas praktisches zu erfinden. Doch dazu dachten sie zu selten über eine Karriere nach, vielmehr über das Überleben. Doch was brachte das Überleben, wenn man es nicht sichern konnte? Gar nichts!
Dann gingen die Räuber mit ihm zu einem Händler. Jener betrachtete jeden einzelnen ihrer Gefangenen, einschließlich Bloodclaw. Als der Händler seine Muskeln begutachtete, und ihm den Brustharnisch ablegen wollte, knurrte Nazuan drohend. Es war schlimm genug, zur Schau gestellt zu werden, sei es auch nur für kurze Zeit. Aber um nichts um alles in den Welten ließ er sich demütigen!
Der Händler funkelte ih böse an, als die Räuber ihren Fund auch schon bereuten: Nazuan zog seine Klinge und enthauptete den Händler. Die Leute der Stadt erschraken, als sie das sahen. Dann tötete er einen Banditen nach dem anderen, denn er war sich sicher, dass sie seine Sprache eh nicht verstanden hätten. Und somit hätten sie auch nicht seiner Frage nach dem verschollenen Captain nachgehen können.
Nazuan ignorierte die geschockte Menge der Bürger, und lief zu dem Gleiter. Er hatte auf dem Hinweg beobachtet, wie man ihn bediente, also versuchte er es erst einmal im stehen. Als alles einwandfrei funktionierte, begann er, die Segel dem Wind anzupassen, geradewegs auf die schon sandige Windsäule zu.
Der Tempel war ein absolut einzigartiges Bauwerk. Alles war farbenfroh, und freudig, und belebt,
gewesen. Leider war nur noch eine einzige Ruine davon übrig. Der sandige Wind hatte alles abgeschürft, was ihm nur nicht an dem Bauwerk gefiel. Also eigentlich alles.
Nazuan durchsuchte den ganze Marktplatz des sogenannten
Geistertempels. Der Wind hatte schon Löcher in den Tempel gerissen, die eigenartigerweise vom Wind zu einer schaurigen Melodie wurde. Möglicherweise haben Abenteurer eines Nachts hier Grabschändigung begangen, und als sie flüchten wollten, hörten sie diese Melodie, bekamen Angst vor rachsüchtigen Geistern, und erzählten die Geschichte mit Lügen gespickt in den Städten weiter, woraufhin er seinen Namen bekam. Das jedenfalls vermutete Bloodclaw.
Er wanderte auch durch den Tempel selbst, aber er wurde nicht fündig. Gerade, als er wieder gehen wollte, ertönte ein heulen hinter ihm:
"Naaaaaazuuuaaaan! Naaaaaazuuuaaaan!"
Er drehte sich verwundert um, doch er sah nichts, außer Knochen und Sand. Dann wieder:
"Naaaaaazuuuaaaan! Naaaaaazuuuaaaan! Veeerschwiiindeeee vooon hiieer!!!"
Erneut sah er sich um... Und sah etwas hinter sich, dass er sein Leben nicht vergessen würde...
Fortsetzung folgt...