Immer noch Marschierte er durch die Finsternis, zwang sich ruhig zu sein, trotz der Panik, die wie Wellen gegen einen Steilhang stieß, sich zurückzog um kurzdarauf wieder einen Angriff auf seinen Verstand zu üben.
Mittlerweile hatte die Umgebung an Deutlichkeit gewonnen, so wusste er, dass er nicht durch den ihn umgebenden Schatten flog, sondern auf einem festen Grund ging, etwas, von der Substanz der Wüste seiner Heimat, doch auch wieder so vollkommen anders.
Eine Wüste aus Asche, entstanden aus unzähligen Seelen, verbrannt im Zorn des Meisters.
Er fühlte sich immer noch, wie nach einem lebhaften Traum, aus dem man plötzlich, und ohne erkennbaren Grund aufwacht, immer noch gefangen in seinem Echo, dem rationalen Denken noch nicht vollkommen offen, aber doch bereits außerhalb der Reichweite des unvollendeten Mahrs.
Immer noch hatte er das Gefühl, nicht alleine zu sein, verfolgt von einer Macht, die ihn in gewisser Weise nicht mehr einzuholen brauchte, die ihn bereits umschlungen hielt, kurz davor, in ihn einzudringen, und sich selbst einzuverleiben.
Er hatte die Erkenntnis erlangt, dass die Dunkelheit, die Ihn umgab, nur eine Schicht war, etwas, das seinen Blick von der beseelten Leere, die tatsächlich auf ihm lauerte, ablenken sollte.
Der Rabe.
Ein Teil von ihm begriff, das die Wüste, durch die er Wanderte, ein Teil von ihm war, ein Teil von ihm wurde, und alles andere langsam zu verschlingen Drohte.
Er riss sich
los, von der Verzweiflung, und hob seinen Blick, der auf den Pfad aus Asche gerichtet war, um der Finsternis zu Begegnen.
Es wahren Drei.
Sie hielten ihre dunklen Schwerter in noch dunkleren Klauen, verbargen das, was von ihren Hüllen, ihren Seelen, noch übrig war, unter dunklem Tuch, und doch konnte er sie sehen, die kreischenden Splitter, umhüllt von vergessen.
Aschekrieger.
„Geht mir aus dem Weg.“ Es war mehr Feststellung als Befehl.
Du bist nicht wie wir.
Sie sprachen nicht, vielleicht waren sie an diesem Ort nicht dazu in der Lage, vielleicht hatte dieser Fleck noch zu viel von Maldor an sich, denn er begriff nun, das er sich in seinen eigenem Verstand bewegte.
„Nein, und ich werde es nie sein.“
Sie protestierten, ein lautloses Kreischen.
Du trägst den Fluch. Dein Wesen verbrennt.
„Es mag lodern, aber es wird nicht verzehrt.“ Er wusste nicht, woher er die Worte nahm, woher konnte er etwas nehmen, wenn er bereits am tiefsten Punkt seines Bewusstseins stand.
Du wirst wir werden.
Du wirst er werden.
Du wirst…. Ewig werden. Lautlos, fesselnd, und endgültig, aber er hatte nicht vor, zu Kapitulieren.
„Nein!“ Diesmal war es ein Befehl.
„Ihr habt keine Macht über mich, denn auch wenn ich verändert bin, ich bin nicht vernichtet. Ich gehöre mir selbst, und niemanden sonst!“
Sie wichen zurück, nur um mit einem mal auf ihn zuzustürmen.
Wie ein Sandsturm.
Wie ein Aschesturm.
Er wusste nicht wie, doch auch er hielt eine Waffe in der Hand, ein Bogen, nicht schwarz und Formlos, wie die Klingen seiner Gegner, sondern Hell und Weiß, bespannt mit Licht, Schussbereit.
Araya.
Mit diesem Gedanken schoss er, und die drei Strahlen aus Licht trafen die drei Schatten aus Asche.
Sie zerfielen, der Wille, der sie in die Form von Menschen hatte zwingen können war, wenn schon nicht vernichtet, zumindest aus ihnen verbannt.
Noch während er auf sie zuschritt, noch während die Gabe der heilenden Magie, die seine elfische Begleiterin auf ihn wirkte schmolz, noch während der Staub verbrannter Leben sich senkte, und eins wurde mit der kalten Asche, noch während dessen, löste sich der Schatte, der ihn umfangen hatte, zurück gestoßen von der Macht des scheinbaren Opfers, und lies Maldors Blick durch.
Was er sah, war überwältigend.
Leere, die sich durch seine Erinnerungen, sein Wesen und die Gesamte Welt fraß.
Der Rabe.
Welch unangebrachtes Symbol, für die Macht, die er und Niko sich zum Feind gemacht hatten, indem sie jene Retteten, die Wohl als einzige diese Blutlosen Wunden aus der Welt tilgen konnten.
Sein Blick auf die Welt war nur kurz, fast zulange, denn auch wenn er verändert war, kein Mensch konnte solange soviel wahrnehmen, ohne zu zerbrechen.
Er hatte genug gesehen.
Er begriff nicht wieso, doch die Überreste der Eindringlinge zogen ihn immer noch an. Und während er sich nun über sie beugte, und der Asche alles nahm, was einst menschlich war, begriff er etwas Fundamentales.
Er war Maldor.
Und auch wenn er kein Mensch mehr war, auch wenn er kein Aschekrieger war, er war er selbst, und er würde sein Wesen gegen jene, die ihn und seine Gefährten bedrohten, mit aller Macht verteidigen, auch mit der, die ihm eben diese Macht zu nehmen gezwungen hatte.
Eine Böe, erwacht durch seinen Entschluss, wirbelte den Grund auf, umarmte ihn mit der Asche, und veränderte ihn unwiederbringlich.
Ein neuer Bogen, schwarz wie die Dunkelheit, welche ihn gefangen hatte, hing auf seinem Rücken und in seinen Händen hielt er zwei Klingen, geformt aus Finsternis, Asche und Verzweiflung, kurze Krummschwerter, fester in ihrer Substanz als die Waffen seiner Gegner, da sie mehr von jenem Stoff erhielten, der zu benutzen sie Gerufen hatte.
Er nun nicht mehr Mensch, er war nun gezeichnet. Und während er sich nun umdrehte, dem schwarzgefiederten Aasfresser in die finsteren Augen sehend, musste er fast grinsen, über die maßlose Selbstüberschätzung seines Feindes.
Er hob eine seiner Klingen, machte einen Schritt nach vorne, womit er die Meterweite Distanz zwischen sich und diesem letzten Eindringlings überwand, und entzweite das Schattenhafte Symbol des Todesgottes.
Nun besaß er die Federn, für seine Pfeile.
Rabenfedern.