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Wo....was....wer....? Das waren seine ersten Gedanken, als er wieder anfing, seine Umgebung warzunehmen.
Die letzten Wochen hatte er sehr wenig - bis letzendlich gar nicht mehr - geschlafen, warum er seine Ohnmacht ausnutzte. Seine
Ohnmacht? Wieso war er überhaupt ohnmächtig gewesen? Er erinnerte sich an gar nichts mehr.
Als er vorsichtig seine Augen - oder was einst Augen gewesen waren - öffnete, dachte er zunächst, er sähe eine Fata Morgana, die es in der Zerubien-Wüste sehr oft gab. Dann, ganz langsam, erkannte er, dass das von Narben gezierte Gesicht keine Illusion, sondern Realität war.
Jetzt muss ich nur noch herausfinden, um wen es sich handelt, dann kann ich ihm - oder ihr - eine standesgemäße Bestattung verpassen. Niemand legt sich so einfach mit einem Captain der Sonnenwache an!, schoss es ihm durch den Kopf, als ihm wieder einfiel, dass er ja getötet wurde.
Diese elenden, untoten Bastarde! Wegen ihnen musste ich sterben!
Gerade als er zu seiner Waffe greifen wollte - und er, zu seinem Schrecken, sich die Finger an anderen Schwertknaufen stoßte -, erkannte er dieses zwar von Narben übersehte, aber dennoch vertraute Gesicht, das ohne seine Zierung als fast perfekt gegolten hätte. Und nur ein stummes Wort huschte über seine Lippen:
"Nazuan!"
Der Wächter lächelte, als Charles seinen Namen flüsterte. Er hätte sich denken können, dass sein Schlag möglicherweise Charles' Gedächtnis beeinträchtigte, also freute er sich automatisch darüber, dass sein gegenüber ihn erkannte. Es war fast selbstverständlich, dass wenn Charles sich an einige Dinge nicht erinnerte, er das erstrecht nicht mit Nazuan's Rückkehr vermochte. Deshalb antwortete der Assassine nur:
"Hallo, Charles. Überrascht es dich, zu sehen, wie dein getöteter Freund auf einmal wieder vor dir steht? Ich hätte mir denken können, dass du damals nicht bei Bewusstsein warst, sonst wärst du überraschter gewesen, und, ganz wichtig, du hättest mich nicht angegriffen!"
Nero stand der Mund immer noch bis zur Brust heruntergeklappt, was für Nazuan an amüsanter Anblick war. Schließlich hatte er so eine Fratze nicht mehr gesehen, seit...seit...seit... Zu seinem Erstaunen wusste er es nicht mehr. Aber er war sich sicher, dass es sehr lange her gewesen sein musste, denn so schlecht war sein Gedächtnis auch wieder nicht.
"Aber an deinen Anblick muss ich mich ebenfalls noch gewöhnen!", scherzte er; Charles blieb ernst. Also sagte Nazuan noch:
"Es ist allerdings trotzdem schön, dich wieder zu sehen, wenn auch nicht wohlbehalten." "Grom og marak nokk!", grunste einer der Orks. Vermutlich bedeutete das so viel wie: Halt, Zutritt verboten!
Er wusste es nicht, aber es war sehr wahrscheinlich, da die Orks bestimmt keinen Nerv für einen Besucher wie einen Samurai hatten, noch dazu ein Samurai, der vor Jahrzehnten gestorben, und den Spitznamen
Drachentöter trug. Wo Drachen doch die Reittiere der Grünhäuter waren, zumindest die kleinen Leviathane. Die großen Rotdrachen und Gefolge waren zu stark, aber ein kleiner Protodrache...
"Grom og marak nokk!", wiederholte der Wachmann. Zur Antwort schickte Ryuma ihm zwei Schwerthiebe entgegen, die ihn spalteten.
Er seufzte.
Was sind Orks doch für primitive Wesen!
Dann betrat er das Zelt des orkischen Kriegsfürsten, die Waffe noch gezogen.
Mittlerweile hatten sie die Grenze zum Hochland, einem armen Nachbarsland der Wüste, erreicht.
"Warst du schon mal im Hochland?", fragte Nazuan den Skeleton neugierig.
Dieser antwortete:
"Ja, aber ich erinnere mich kaum noch. Damals war ich noch sehr jung, zu jung, um mich dran zu erinnern! Ich weiß nur noch, dass es sehr heiß dort ist, voller armer Bürger, davon hauptsächlich Bauern des Maisanbaus und all dem Grün- beziehungsweise Gelbzeugs." Er lachte.
"Natürlich ist es dort nicht so heiß, wie in der Wüste, aber trotzdem ist es kein Winter dort, selbst im Winter nicht!"
Nazuan nickte geistesabwesend. Das gesamte Hochland wurde von einem Schutzwall umgeben, der zu hoch war, um darüber zu kommen. Außerdem wurde er bewacht, obwohl niemand weiß, zu welchem Königreich die Wachen gehören, oder ob sie Handlanger einer Verbrecherorganisation waren, die mit dem Zoll einen Haufen Geld machte.
Irgendwie musste er die Wachen austricksen, denn er wollte nicht bezahlen. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen vor die Augen; Er war immernoch ein gesuchter Massenmörder, da die Wachen nichts von seinem Tod wussten, also soll ihm doch mal einer einen Grund nennen, wieso ein ohnehin schon gesuchter Verbrecher sich an das Gesetz halten sollte, geschweige denn an ein Gesetz, von dem niemand wusste, wer es aufgestellt hatte.
Als die Wachen in Sicht kamen, überdachte er noch einmal seinen Plan. Dann - der Karren, den sie benutzten, war bei den Zöllnern angekommen - fragten die Männer nach dem Passierschein und der Einreisegebühr, als Nazuan sein Schwert zog und beide Wachen gleichzeitig enthauptete. Er nahm sich die Geldbeutel der Beiden, danach setzte er sich auf den Karren und fuhr durch das Tor.
Fortsetzung folgt...