I. Kapitel: Teil 1
Mit einem unüberhörbaren Schrei wachte ich auf.
Schweißgebadet und mit schnellen Atemzügen saß ich aufrecht im Bett und reflektierte noch einmal das, was ich gerade geträumt hatte. Komisch, normalerweise träume ich nicht und schon gar nicht von meinem eigenen Ende.
Ich betrachtete meinen Wecker und musste stöhnen. 6 Uhr am morgen, ich hätte erst in einer halben Stunde aufstehen müssen. Aber da ich nach diesem lebhaften Ereignis eh nicht mehr schlafen konnte, schlürfte ich zu meinem Kleiderschrank und danach ins Bad. Ich stieg unter die Dusche und ließ das angenehm warme Wasser über meinen Körper laufen. Ich bemerkte erst jetzt, wie verkrampft ich war, und blieb noch ein bisschen länger unter dem Wasserstrahl stehen, bevor ich ihn abschaltete, aus der Duschkabine stieg und mir ein frisches Handtusch umwickelte.
Nach einer Viertel Stunde war ich angezogen, geschminkt und meine dunkelblonden Haare hatte ich zu einem lockeren Zopf gebunden, sodass mir mein schräger Pony leicht ins Gesicht viel. Ich warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, zog eine dümmliche Grimasse und tänzelte aus dem Bad. Komischerweise bin ich nach Schlafmangel immer hyperaktiv, was man mir auch diesen morgen anmerkte.
Ich schlich mich leise in die Küche, da meine Eltern noch schliefen und ich nicht so gemein sein und sie wecken wollte. Obwohl… nein, lieber nicht.
Nachdem ich mir etwas zu essen für den Tag eingepackt hatte, setzte ich mich mit einer Schüssel Cornflakes auf das Sofa und las in meinem Buch weiter. Es ging um einen soziapathischen Jungen, der einen Serienkiller in seiner Stadt vermutete. Ich weiß, ein bisschen verrückt, aber naja. Das Buch war ganz gut und was will man mehr?
Nachdem ich die Cornflakes verputzt hatte, markierte ich die Seite, auf der ich aufgehört hatte, und ging wieder in mein Zimmer. Nach dem Zähneputzen schnappte ich mir meine Schultasche und machte mich per Fahrrad auf dem Weg zu Bahnhof. Heute war nämlich kein normaler Schultag, sonder – Applaus – Wandertag, im wahrsten Sinne des Wortes! Wir würden mit dem Zug in die Niederlande fahren und dort eine Wanderung durch die wunderschöne Landschaft machen. Nicht, dass wir schon die letzen drei Jahre das Gleiche gemacht hätten.
Am Bahnhof angekommen stellte ich mein Fahrrad ab und verschloss es an einem Pfeiler, danach ging ich zum vereinbarten Treffpunkt. Anscheinend war ich früher dran als ich erwartete, denn ich war die erste und sah auch weit und breit niemanden aus meiner Klasse. ‚Naja’, dachte ich mir, ‚dann habe ich ja noch ein bisschen Zeit, um Musik zu hören’. Ich holte meinen iPod aus meiner Hosentasche und klickte die Zufallswahl an. Es kam ‚Highway To Hell’ von
AC/DC.
Ich staunte nicht schlecht, denn eigentlich hatte ich das Lied weder auf meinem PC, noch auf meinem iPod gespeichert. Anscheinend hatte sich mal wieder jemand aus meiner Familie an meinem Computer vergriffen. Wie ich das hasste.
Ich sah auf den Boden, da die Sonne mich blendete und ich keine Sonnenbrille eingesteckt hatte. Warum auch? Es war Regen vorhergesagt. Ich bemerkte einen angebrannten Zettel auf dem Boden vor mir. Wieso lag hier ein angekokeltes Stück Papier rum?? Ich hob es auf, drehte es um und hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen.
Auf dem Zettel stand ein Name.
Mein Name.
Und dahinter eine Zeichnung des Sensenmannes.