Ich warte noch ein wenig, provoziere noch etwas, und ZACK!!! Hab ich das dritte Messer im Rücken
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Nazuan hätte sich nie träumen lassen, dass sein Leben so kurz wäre. Schließlich war er erst dreihundertsiebenundzwanzig Jahre alt, was für einen Shar'ti'gal etwa so alt war, wie für die Menschen zweiunddreizig Jahre. Doch Rathma hatte ihm alle Träume, alle Hoffnungen auf ein langes Leben genommen. Plötzlich stieg Wut in ihm auf. Warum sollte sein Leben vorbei sein, nur weil irgend so ein dahergelaufener Geist das wollte?
Nicht mit mir!, dachte er zornig. Er zog sein Schwert, sprach ein paar Gebete zu Talos, und rannte mit einem Kampfschrei auf den Todesbringer zu. Wilde, unzähmbare Klingenblitze durchkreuzten die Luft, und Nazuan wurde aus dem Fenster geschleudert, als Rathma seinen Arm hob. Dann war er spurlos verschwunden, tauchte jedoch sekundenbruchteile später hinter dem Assassinen auf. In diesem Moment wurden seine Finger zu langen, definitiv tödlichen Klingen, mit denen er Nazuan's Hiebe mühelos abwehrte.
"Du kannst deinem Schicksal nicht entkommen, Bloodclaw!", zischte er.
"Mein Schicksal ist das Leben als Assassine der blutigen Klinge, Todesgeist!", erwiderte dieser.
Rathma gab einen wütenden Laut von sich, als er mit seinen zehn Klingen in die Luft vor Nazuan hiebt. Die dabei entstehende Druckwelle presste den Mörder an die nächstgelegenste Wand, einem Treppengehäuse zu dem Dach, auf dem sie kämpften.
"Du wirst mein Wächter, Assassine, ob du es willst, oder nicht!", fauchte die tödliche Gottheit, um welche es sich handelte.
Nazuan's Antwort bestand aus fünf Schwert-Hieben, denen Rathma auswich.
Das gefiel dem Schurken nicht, weshalb er gleich fünf weitere hinterherschleuderte. Rathma parrierte und konterte mit einem Fluch, und Nazuan spürte einen schrecklichen Schmerz, der ihm alle Sinne raubte. Aber so leicht ließ er sich nicht geschlagen, und vollführte seinen Bekannten Bluttanz. Jeder Hieb ging daneben; Rathma war einfach zu schnell.
Gegen einen Gott kann ich nicht gewinnen, dachte Nazuan frustriert,
aber gegen einen Geist!
Also vollführte er den Geistertanz, der nicht durch die Geister durchdrang, sondern sie traf. Auch ein Fehlschlag;
Der Assassine dachte nach.
Was soll ich nur machen? Ich will nicht sterben, aber er hat mich bereits schwer verwundet, und ich? Ich habe ihn nicht ein Mal getroffen! Was soll ich nur tun?
In diesem Moment kam ihm ein Gedanke.
Zwar gefällt mir die Idee nicht, aber es ist meine einzige Chance! Hoffentlich kann ich ihm gut genug vertrauen!
Wenn er damit Charles meinte, dann hatte er schlechte Karten, denn dieser starrte die ganze Zeit über nur üngläubig auf das Geschehen.
Nazuan, was hast du bloß wieder angestellt?, dachte Nero verzweifelt. Er kannte die Geschichten über Rathma nur zu gut, um zu wissen, dass man sich besser nicht mit ihm anlegen sollte.
"Nazuan, gib auf! Du hast keine Chance! Stell dich ihm, tu was er sagt! Du wirst nur unnötig leiden!", schrie Charles seinem alten Freund zu.
Als jener das hörte, knirschte er nur mit den Zähnen.
Wenn nicht einmal du an mich glaubst, wer dann? Ich kämpfe schon mit der Blutklinge, doch ich habe ihn nicht ein mal getroffen!
Dann passierte das, was Nazuan die ganze Zeit hatte vermeiden wollen: Der Gedanke und der Rat von Charles hatte ihn abgelenkt, sodass Rathma näher kommen konnte; Er stand nun direkt vor ihm, Nazuan blickte ihm in die nicht vorhandenen Augen, und spürte seine Aura der Mordlust. Es war ein Gefühl, als ob sämtliche Monster und Waffen dieser Welt vor ihm schwebten und schwirrten, kurz davor, ihn gleichzeitig umzubringen, und ihm den größten Schmerz zuzufügen, den man sich vorstellen kann - oder auch nicht kann. Zurückgehalten wurden sie durch einen dünnen Faden, kurz davor, durchgeschnitten zu werden.
Dann geschah, was geschehen musste, was Nazuan versuchte, hinauszuzögern. Rathma streckte seine Klingen wie Flügel aus, um diese dann wie ein Kreuz zu schwingen. Nazuan wurde von Rathma getötet!
Charles klappte geschockt den Mund auf, als er dabei zusah, wie der Tod selbst Nazuan in sein Reich holte. Rathma hatte Nazuan getötet, und er hat, obwohl er etwas hätte tun können, nichts getan. Nero versank in selbstmitleid, als ihm Rathma wieder einfiel. Er sprang mit einem Adrenalinstoß vom Balkon aus bis zu dem Dach, auf dem der Kampf stattgefunden hatte. Als er es erreichte, sah er gerade noch, wie Nazuan's blutrote Haare auf einmal hellgelb und matt wurden.
"Nein!", schrie er ungläubig, bevor Rathma ihm die Sicht versperrte. Er hatte ein Portal geöffnet, und begann nun, Nazuan in dieses hineinzutragen.
"Du miese, schleimige Qualle wagst es, seinen gepeinigten Körper nicht standesgemäß bestattenzulassen? Och, Du-!", begann Charles zu fluchen.
Aber Rathma unterbrach ihn:
"Wieso sollte ich ihn bestatten lassen? Ich habe doch gesagt, dass ich ihn noch brauche! Und ich habe auch erwähnt, dass er dazu tot sein muss! Also ist er mir erst jetzt vom Nutzen!" "Wieso brauchst du ihn tot, du Monster?", schrie Charles weiter.
"Ich brauche ihn tot, damit ich ihn stärker machen kann, danach werde ich ihn wiederbeleben!", entgegnete der Todesgeist.
Der Captain war empört.
"Und warum lässt du ihn dann nicht gleich am Leben?"
Rathma seufzte.
"Wenn ich ihn am Leben gelassen hätte, wäre er mir nicht loyal gewesen."
Dann setzte er seine Arbeit fort und verschwand im Portal, bevor Charles etwas erwidern konnte.
Charles liefen Tränen über die Wange, als das Portal verschwand, aber er versuchte gleich wieder, sie wegzuwischen, weil ein Wachmann nicht weinen sollte, erstrecht kein Captain. Der Gedanke, wegen eines toten Verbrechers zu weinen, war noch dazu vollkommen absurd. Man würde ihn für wahnsinnig halten, und das wollte er nicht riskieren. Also ging er, innerlich schluchzend, nach Hause.
"Hast du ihn, Rathma?", donnerte eine mächtige Stimme.
Die wehklagenden Stimmen, die antworteten, klangen dagegen vergleichsweise wie das gepiepse einer Maus gegenüber eines Elefantengebrülls:
"Ja, Talos, ich habe Nazuan. Kannst du seine Wunden verdecken lassen, so, wie die Wunden Ryuma's?"
Talos lachte.
"Natürlich, Bruder Tod! Für dich mache ich doch alles!" Einen Tag später...
Der schwarze Saal war das, wie er heißt: Schwarz. Es war wie das schwarze Nichts, abgesehen von dem weiß leuchtenden Bereich in der Mitte, in dessen inneren ein reich verzierter Sockel stand, über dem ein Schwarzes Katana-Schwert schwebte. Es waren insgesamt drei Dinge im Raum: Das Schwert über dem Sockel, Daeda no Kâra; Und zwei schwarze Ritter mit roten Augen. Ihre Namen waren Ryuma Drachentöter und Nazuan Bloodclaw...
ENDE