"Mylord, die Wachen haben einen Eindringling entdeckt!", schrie Faz'ril aufgebracht.
"Was? Einen Eindringling? Und die Wachen haben ihn durchgelassen? Wer soll das sein?", erwiderte Val'rok wütend.
"Nun, ähm... Leider ist die Information, dass ein Eindringling hier ist, alles, was wir wissen, mylord.", antwortete Faz'ril zitternd.
Val'rok schnaubte zornig, als er sich dem Eingang zuwandte, und dann dachte er darüber nach, was für ein Tollpatsch sich da in seine Festung verirrt haben könnte.
Dieser Tollpatsch hatte zufälliger Weise soeben die Treppe zu jenem Raum erreicht, in dem sich der Todesfüst befand. Nazuan hatte sich mittlerweile von dem Kampf gegen die Minotauren erholt, aus welchem Grund er jetzt auch wieder schneller vorrankam. Bisher kamen ihm nur wenige Minotauren entgegen, also machte er sich auf einen Minotrupp gefasst, der aus dem Raum seines Zieles her kam. Lautlos schlich er sich die Treppe rauf, Stufe für Stufe. Als er vor der gewaltigen Pforte stand, wurde er etwas nervöser. Seine Belohnung war nicht umsonst 15.000 Goldmünzen stark, aber bisher hatte er den Grund noch nicht gesehen. Es musste also zwangsweise etwas mit dem Fürsten mitsamt Diener zu tun haben, oder aber der Auftraggeber war so dumm wie Stroh. Doch wie wahrscheinlich war das schon?
"Wo bleibt denn der Wachtrupp, Faz'ril? Wo bleibt die Verstärkung für meine Leibgarde?" Val'rok war rot angelaufen, so aufgebracht war er.
"Ich bin mir ganz sicher, dass Eure billigen Handlanger bald eintreffen. Es kann nicht mehr lang dauern!", sagte Faz'ril, ganz leise vor Angst.
Wenn Val'rok nicht seine Folterbuben hat, um seine Wut auszulassen, wird es gefährlich für mich! Diesen Gedanken rief er sich immer wieder ins Gedächtnis, doch es half eigentlich nichts:
Die Gefahr war erst vorrüber, sollten die Minotauren eintreffen, oder wie er sie nannte: Die Killerkühe. Obwohl Minotauren kaum ähnlichkeiten mit Kühen hatten, so erinnerten doch ihre Weibchen immer wieder daran, da sie in der Tat den Kühen ähnlich sahen.
"Ich hoffe für dich, dass sie bald kommen!", schrie Val'rok weiter.
Faz'ril stöhnte.
Wenn sie nicht bald eintreffen, so dachte er,
dann werde ich wohl keinen angenehmen Nachmittag haben!
Doch Val'rok wurde, zu Nazuan's Entsetzen, nicht enttäuscht. Fünfundzwanzig Minotauren, geradewegs in den Fürstensaal marschiert! Bloodclaw hatte das Glück, gut ausgebildet worden zu sein, denn ohne seinen Schattenschritt wäre er jetzt Minofutter! Er fluchte leise, während er sich zusammen mit den Bestien reinschmuggelte. Er entspannte sich ein wenig, als er sah, dass weder Val'rok, noch Faz'ril Verdacht schöpften. Sicher konnte der Diener genauso unangenehm werden, wie sein Lehnsherr. Vorsichtig schlich er sich hinter die beiden Adligen, da Faz'ril höchstwahrscheinlich ebenfalls adlig war, doch das spelte keine Rolle.
Val'rok war zufrieden, denn endlich konnte er seine Wut an jemandem rauslassen. Obwohl ihn dieser Eindringling sicher auch gut abreagiert hätte. Aber das war jetzt egal. Gerade, als er loslaufen wollte, um einem Minotauren die Haut abzuziehen, hörte er einen erschrockenen Schrei hinter sich. Ruckartig drehte er sich um, und musste mit ansehen, wie Faz'ril zusammenbrach.
"Was zum-? Verdammt!", schrie Val'rok wutentbrand. Er zog sein Messer und ging auf das Schemen hinter seinem Gegner
los. Dieser wehrte seinen Stich einfach ab, und konterte mit einem Schwert-Hieb.
"Welch Feigling, mit einem Schwert gegen ein Messer zu kämpfen!", höhnte er ihn.
Zur Antwort wurde ihm das Messer aus der Hand geschlagen und er wurde zurückgedrängt. Die Minotauren waren wohl zu sehr im Gebrabbel in ihrer fremden Sprache beschäftigt, als dass sie den Kampf bemerkten.
Was sehr vorteilhaft für Nazuan war, da er nicht gegen sechsundzwanzig Gegner gleichzeitig antreten konnte. Also wartete er einen Moment, damit Val'rok sein Schwert ziehen und Nazuan ihn ehrenvoll besiegen konnte. Zwar war er nur ein Assassine, doch auch ein Mörder wie er hatte seinen Stolz, und im Grunde genommen hatte Val'rok recht, obwohl er ja von sich aus nur ein Messer gezogen hatte.
"Wer bist du, dass du es wagst, dich mit mir anzulegen, Irrsinniger?", schrie Val'rok ihn zornig an.
Als Antwort sagte Nazuan nur:
"Ich bin der blutige Tod, dein Untergang. Ich bin der, der dein erbärmliches Leben beenden wird, Todesfürst. Ich bin Nazuan Bloodclaw!" "Spuck jetzt nur große Töne, Möchtegern-Assassine! Wollen wir doch mal sehen, wer zuletzt lacht!"Val'rok war außer sich. Alleine das war schon ein Problem, aber der wieder zusichkommende Faz'ril machte den Kampf auch nicht leichter. Es wäre unnötig, zu erwähnen, dass er sofort anfing, auf den Mörder einzustechen, mithilfe eines Dolches.
Schmerzhaft ignorierte Bloodclaw ihn erstmal, konzentrierte sich ausschließlich auf Val'rok.
Dann wurde der Fürst unvorsichtig, und versuchte, Nazuan mit diagonalen Hieben den Kopf abzuschlagen. Diesen Fehler des Wahnsinns nutzte der Assassine aus, und trennte ihm den Arm mit dem Schwert ab. Schließlich parierte er einen Stich Faz'rils und enthauptete dessen Lehnsherren. Er drehte sich um und erstach Faz'ril mit einem gekonnten Hieb. Sich seines Triumphes bewusst, senkte Nazuan die Waffe und zögerte. Nach einer sechstel Umdrehung trennte er als Beweis auch Faz'rils Kopf ab, und nahm die Köpfe seiner Gegner mit zu einer Ecke. Dort trat er wieder in den Schattenschritt, und verließ, mit den Schädeln, die Festung für den Rest seines Lebens.
Wenn er damals nur gewusst hätte, dass er jenes in den nächsten paar Wochen genießen sollte, solange er es noch kann...
Fortsetzung folgt...
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