In zwei Schulen in den Vereinigten Staaten steht als Nachmittagsbeschäftigung regelmäßig das Spielen von WoW auf dem Stundenplan. Darüber erreichen die Lehrer vor allem die Schüler, die beispielsweise von der Versetzung gefährdet sind. Das "Lehren" mittels WoW zeigt Erfolge und geht in diesem Jahr bereits ins zweite Jahr.
Während hierzulande Online-Rollenspiele wie WoW mitunter für schlechte Schulnoten verantwortlich gemacht werden, haben einige amerikanische Lehrer im Rahmen des Programms "WoWinSchool" erkannt, welches Lehrpotenzial das Online-Rollenspiel hat. Gründer Lucas Gillespie und Kollegen verwenden WoW in Nachmittagskursen, um damit Schüler mit Lernschwierigkeiten auf das Leben im digitalen Zeitalter vorzubereiten. Mit Erfolg! Das führt Gillespie vor allem darauf zurück, dass die Schüler keinen Bezug mehr zur Unterrichtsmaterie
haben. Sie sind schlichtweg gelangweilt und sehen keinen triftigen Grund darin, Mathe zu lernen oder Bücher zu lesen. Dabei hat Gillespie im "normalen" Unterricht Schülern gesehen, die äußerst eloquent darüber diskutiert haben, warum sie ihren
MMO-Helden lieber Hammer statt Dolche in die Hand drücken. "Wenn man mal darüber nachdenkt: Wie kann eine einstündige Lesung nur ansatzweise mit den Abenteuern in einem Online-Rollenspiel in Konkurrenz treten? Dort, wo sie einen Sinn haben, wo das Lernen wichtig ist und im Kontext stattfindet, und dort wo sie Anführer sein können", so Gillespie.
Die Nachmittagsklasse WoWinSchool fördert Themengebiete wie Literatur und Schreiben, Mathematik, soziales Verhalten, technologische Fähigkeiten und die Teilnahme an digitalen Geschehnissen. Ein Beispiel ist eine Matheaufgabe, die den spielenden Schülern gestellt wird: Die Schüler sollen in WoW zwei unterschiedliche Waffen erspielen, die von ihrem Helden benutzt werden können. Damit nutzen sie die Übungspuppen in einer Hauptstadt und berechnen anhand der gesammelten Daten, wie viel Schaden sie über die Dauer des "Kampfes" mit jeder Waffe anrichten. Diese Werte vergleichen sie dann mit Addons wie Recount. Andere Aufgaben können die Berechnung von Buffs beinhalten, unter der Prämisse, welcher
Buff sich am besten auf den Charakter des Schülers auswirkt. Für Literaturaufgaben hingegen schreiben die Schüler Quest-Reihen oder beschreiben den Weg, den ihr Charakter auf dem Weg zu einem bestimmten
NPC einschlägt. Aufgaben für soziale Interaktionen umfassen Diskussionen um den Sinn der Freundes-Liste im Spiel, oder eine Analyse der Gespräche und des Verhaltens in Chatkanälen.
Lehrer und Eltern der Schüler reagieren auf die Nachmittagsstunden von WoWinSchool und die damit erzielten Lernerfolge sehr positiv; die Schüler selbst haben mit dem "Lernen über WoW" viel Spaß. Das Ganze hat natürlich auch seinen Preis. An den Stunden nehmen rund 15 Schüler teil, für die natürlich jeweils ein WoW-Account zur Verfügung stehen muss. Gillespie und seine Kollegen haben sich deshalb das Werbt-einen-Freund-Programm zunutze gemacht, um die Kosten etwas zu senken. Dennoch fallen pro Jahr mehr als 2.500 US-Dollar für die Abonnements an. Mehr zu dem Projekt WoWinSchool erfahrt Ihr in dem Wiki, das Gillespie angelegt hat.
Orginarktikel: Buffed