Wenn mich das Leben… oder wie auch immer ihr, die ihr selbst im unpassendsten Moment noch Distanz zwischen unsere Wesen bringen wollt, dazu sagen mögt, wenn es mich eines gelehrt hat, dann dies: Das Schicksal spielt nach seinen eigenen Regeln sein eigenes, krankes Spiel.
Ich war nervös an diesem Morgen, natürlich war ich es, so lächerlich es mir auch im Nachhinein oft erschien, denn ich glaubte, mich einer größeren Sache verschrieben zu haben.
Anstatt, wie viele meiner Ordensbrüder, für die vermeintliche Gerechtigkeit der Allianz zu kämpfen, hatte ich mich einem größeren Ziel verschrieben. Ich war ehrgeizig, sehnte mich nach Anerkennung und Ruhm, nach einer höheren Bestimmung… wie naiv ich war.
Ich schloss mich der Argentumdämmerung an, jener Organisation, die über Horde und Allianz stand, die den, wie ich damals erkannte, weitaus gefährlicheren Feind sah, und zwar als die Monstrosität, die er war: Die Geißel, jene außer Kontrolle geratene Waffe der dämonischen brennenden Legion, die unser wahnsinniger Prinz seit Jahren gegen alle Völker führte.
Ich war noch nicht lange in der Kapelle des hoffnungsvollen Lichts, und die wenigen Untoten, die ich bisher gesehen hatte, wurden lange bevor ich meinen Hammer gegen sie erheben konnte gefällt.
Aber an diesem Morgen war alles anders, Fordring war eingetroffen!
Es gehört viel dazu, den Pestländern, die wohl kaum treffender als mit dem Wort „Tod“ zu beschreiben sind, einen Hauch von Glanz und Pracht zu verleihen, aber diese fünfköpfige Eskorte schaffte es, und dies trotz sichtlicher Ermüdung.
Tirion Fordring , wie anders lässt sich ein Anführer treffender beschreiben? Er gönnte sich, kaum war sein Pferd versorgt, keinen Moment der Ruhe, sondern eilte sofort zu uns Neuankömmlingen, reichte jedem die Hand, sah uns Fest in die Augen, begrüßte uns herzlich in den Reihen des Lichtes.
Wie naiv ich war!
Wie all diese nach Anerkennung letzenden Grünschnäbel ließ ich mich von diesen Gesten der Brüderlichkeit blenden, und er hinterließ einen bleibenden Eindruck auf mich.
Oder hätte es getan, wenn ich an nicht noch an diesem Tag gestorben wäre.
Nur wenige Stunden später ließ er mich und einige andere junge Recken rufen, wir konnten uns endlich unsere Sporen verdienen, scherzte einer meiner Kammeraden.
Seine Leiche sollte mir später noch das Leben retten, wenn auch nur kurz…
„Viele halten unsere Organisation für lachhaft, manche für gefährlich, andere für Verschwendung.“ , begann der große Paladin seine Rede vor uns, „Aber dem Licht sei Dank sehen es nicht alle so, denn heute sehe ich wieder junge Männer der Allianz und der Horde vor mir, bereit, ihren Zwist hinter sich zu lassen, um unserem gemeinsamen Feind zu trotzen!“
Ich erinnere mich, das mir in diesem Moment auffiel, dass sich nicht nur Menschen in der Kapelle befanden, an einer Ecke, nahe dem Aussang, etwa lehnte ein Troll in dunklem Leder lässig an der Wand, mit scheinbarer Gelassenheit seine Dolche streichelnd. Außerdem enddeckte ich, ebenfalls etwas außerhalb des Halbkreises, den wir um unseren Helden gezogen hatten, einen Krieger orcischen Blutes stehen.
„Mir ist klar, dass keiner von euch mit einem mal alle Vorurteile, die man euch im Laufe der Jahre eingeflößt hat, vergessen kann, aber ihr werdet bald schon verstehen, dass wir alle nur einen Feind kennen.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause, unterstrich damit die unausgesprochene Warnung, und fuhr dann fort: „Unsere Späher berichten, dass eine Gruppe von Necromanten, die im Dienst der Geißel stehen, nördlich von hier eine Stellung aufbauen. Sie haben wenige Kampftruppen dabei, und werden wohl kaum mit einem Schlag auf ihre Position rechnen. Derseg hier,“ er nickte in Richtung des Trolles, „kennt den Standort. Er wird euch hinführen und nach besten Kräften unterstützen.“
„Klar, Mann.“, kommentierte dieser mit leiser Stimme.
„Wenn keine weiteren Fragen vorliegen, bereitet euch vor, in einer halben Stunde werdet ihr Aufbrechen.
Innerhalb von zehn Minuten waren wir alle abmarschbereit. Wir ritten langsam, und lockerer Formation, und bald bildeten ich und der junge Mann, der mir zu Beginn mit seinen Späßen aufgefallen war, die Nachhut.
„Wurde auch Zeit, dass wir endlich ein Paar Geißelknechten die Birne weichschlagen, nicht wahr? Seit zwei Tagen sitzen wir in dieser Kirche fest und dürfen nur zusehen, wie die Geißel im Pfeilhagel untergeht.“ Begann er das Gespräch mit entwaffnender Offenheit. „Achja,“ fügte er grade, als ich zu einer Antwort ansetzte hinzu „mein Name ist Gerad, und ihr heißt…?“
„Algeron.“ Antwortete ich mit einem Grinsen. „Und ja, es wird Zeit, uns endlich der Geißel anzunehmen.“
„Sag ich ja, aber mir wäre es lieber, wir würden ein Lich oder so etwas jagen, der Kult der Verdammten…. Das sind doch Insekten, oder? Sollen sich die Abenteurer mit denen rumschlagen.“
„Ich weiß nicht,“ antwortete ich vorsichtig, „Klar, auf der einen Seite, es sind keine Untoten, aber… sie sind vielleicht noch gefährlicher. Ich habe gehört, dass der Kult unsere Expeditionen gen Nordend zu infiltrieren versucht hat….“
„Ach was, die sind…“
„Hättet ihr bleichen Idioten die Freundlichkeit, ruhig zu sein.“ Donnerte eine unterdrückte Stimme vor uns.“ Es war der Orc, der uns gefährlich anfunkelte, denn mitlerweile hatten wir den Rest der Gruppe erreicht.
„Da unten ist ihr Lager, Zeit dass ihr euch beweisen könnt…“ flüsterte Derseg.
Ich habe diesen Moment oft durchdacht, unseren Fehler gesucht. Hätten wir die Landschaft erst noch einmal genauer erkunden sollen? Die Höllen, die neben dem gradezu winzigem Lager in unsere Planungen einbeziehen müssen?
oder, war es einfach Schicksal?
Wir befanden uns in einer Ansammlung toter Bäume, und blickten in eine Schlucht hinab, in deren vermeidlichen Schutz eine gruppe dunkler Zelte und Holzgerüsten standen.
Unser Plan war schnell gefasst, offenbar gab es nur einen Weg nach unten, und wir wahren siegessicher…. So siegessicher…
Wir galoppierten mit Siegesliedern auf den Lippen hinab, zertrampelten die ersten Arbeitsguhle, die sich uns in den Weg stellten.
unten angelangt, sprangen wir von den Tieren, sprangen auf die benommen wirkenden Totenbeschwörer zu und begannen, Blut für das Licht zu vergießen.
Neben mir brach ein Junge, der mit einem Kurzbogen bewaffnet war, röchelnd zusammen, getroffen von einem mit einem Widderharken gespickten Pfeil, der ihm im Hals steckte.
Ein Blick nach oben verriet mir, wo das Geschoss hergekommen war, duzende untote Bogenschützen standen dort, und ließen einen Hagel aus Tod auf uns herabregnen, während Horden von Guhlen und Skeletten sich den Pass hinunter arbeiteten, bereit, uns zu zerreißen.
„Ein Hinterhalt!“ schrie ich, da waren sie auch schon über uns.
Dieser Kampf war der erste, der mir die Augen öffnete, denn er hatte nichts Ehrenhaftes.
Ich sah, wie ein Krieger, dem Körper nach ein Dranei, aber mit Augen wie Eis, Gerad mit einem mächtigem Schwertniederschlug, aber die Klinge nicht daraufhin nicht mehr aus dem Griff von Fleisch und Ketten
los bekam.
Mit einem Sprung war ich an ihm, schlug ihm die Hände ab, und spaltete Ihm noch mit dem selben Schlag den Schädel.
„Das war… interessant.“ Hörte ich eine Stimme, die wie Frost und Tod klang, sagen.
„Wer hätte gedacht, das ein Paladin zu solch einer skruppellosen Tat fähig ist? Du hast ein anderes Schicksal, als uns zu bekämpfen…
Ich konnte mich nicht umdrehen, mein Körper fühlte sich kalt und Steif an, und ich war mir sicher, in diesem Moment zu sterben.
„Ich glaube, du würdest mehr als einen guten ersatz für unseren Freund hier abgeben.“ Fuhr der Unbekannte ruhig vor, ein Krasses Gegenteil zu dem immer noch tobenden Massaker, während er um mich herumging. Ich starte in Augen wie die des Dranei, nur das diese im Gesicht eines Blutelfen lagen.
Langsam legte er mir seine schlanke, schwarze Klinge an den Hals und flüsterte lächelnd: „Asche zu Asche, mein Freund, wir sehen uns -sicher- in deinem nächsten Leben.
Ein brennender Schmerz.
Finsternis.
Vergessen.
Kälte.
Und wenn auch alles andere mit der Zeit weichen wird, die Kälte wird mich nie wieder verlassen….