Ab und an schreibe ich Kurzgeschichte zu meinen Charakteren oder über IG Erlebnisse, ich stelle mal ein Beispiel ein. Wenn Gefallen daran gefunden wird, kann ich gerne zukünftig weitere Geschichten einstellen.
Kritik ist sehr willkommen, nur so ist Entwicklung möglich. Die gepostete Geschichte handelt von meinem Maincharakter Tilariel, einer Nachtelfenjägerin auf dem Mithrilorden, auch wenn sie nur kurz auftritt
Jäger und Gejagte
Ihre Eltern hatten ihr verboten sich zu weit von ihrem Zuhause zu entfernen, die wilden Tiere in den Wäldern waren nicht mehr wie einst die friedlichen Nachbarn der Kaldorei, sondern lediglich eine weitere Gefahr des Alltags geworden. Eine Veränderung die das Volk der Elfen mit Trauer verfolgt hatte.
Dennoch war Elviree unbemerkt immer weiter in das Dickicht geraten, gänzlich in ihr Spiel versunken. Sie verfolgte bereits seit einigen Minuten so leise es ging ein rotfelliges Eichhörnchen, dass mit einer Haselnuss in seiner Schnauze im Zick Zack über den mossbewucherten Waldboden eilte um nach einem passendem Versteck für seine wertvolle Beute zu suchen.
Das Moos war es auch, was die Geräusche der nackten Füsse des Elfenkindes verschluckte und der kleinen Jägerin ermöglichte ihr Ziel so hartnäckig zu verfolgen und im Auge zu behalten, ohne dabei zu bemerken das die dunklen Tannenbäume immer dichter und wilder wuchsen. Elviree verharrte reglos, als das Eichhörnchen mit einem mal inne hielt und zwischen den Wurzeln eines großen Baumes zu scharren begann. Als es seine Arbeit fast beendet hatte, schnellte der Kopf des Tierchens hoch und ruckte nervös nach links und rechts. Mit zuckender Nase erschnupperte der Nager die Umgebung, lies die Nuss unbeachtet fallen
und kletterte blitzschnell an der Rinde des Baumes entlang, hoch zu den sicheren Ästen.
Elviree seufzte enttäuscht auf, sie hatte gehofft nahe genug an das Tier herankommen zu können um es zu fangen und den Eltern stolz präsentieren zu können. Das Elfenkind wandte sich um und erstarrte als es sich von den Bäumen gänzlich umrundet sah. Der sichere Strand von Auberdine schimmerte nicht einmal mehr in der Ferne, stattdessen sah sie zwischen dem Gestrüpp einen dunklen Schatten verschwinden. Was immer es gewesen war…sie hatte nicht gehört wie es sich genähert hatte.
Langsam wich Elviree zurück zu einem breiten Baum und lehnte sich zitternd gegen die raue Rinde. Das Gefühl des Holzes gab ihr ein wenig ihrer Selbstsicherheit zurück und sie begann zu überlegen. Hatte sie wirklich den Schatten von etwas Lebenden gesehen, oder spielte ihre Einbildung ihr lediglich einen Streich? Und selbst wenn sie etwas gesehen hatte, war es nicht vielleicht lediglich der Schatten eines harmlosen Rehs gewesen, dass sich noch mehr als sie selber erschreckt hatte?
Bei diesen Gedankengängen atmete die kleine Elfe erleichtert auf und die Angst begann langsam aus ihren Gliedern zu weichen. Bis Auberdine war es gewiss nicht allzu weit, sie würde einfach so rasch es ging nach Hause laufen und dort im Schutz der warmen Umarmung ihrer Mutter diesen Schrecken vergessen.
Bevor sie jedoch auch nur loslaufen konnte, sah sie den Schatten erneut an ihrer Seite. Was immer es auch war, es schien sie zu umkreisen. Und nun hörte sie es auch…ein leises grollen wie ferner Donnerklang. Elviree begann erneut zu zittern. Sie versuchte sich an die trösten Gedanken von gerade zu erinnern, doch ihr Verstand war von der Angst ebenso gelähmt wie ihr kleiner Körper.
Es knackte leise, direkt ihr gegenüber, als der Schemen durch ein Gebüsch trat und dabei mit den riesenhaften Tatzen kleine Zweige zerbrach. Der Jäger wusste, dass seine Beute nicht mehr entkommen würde. Der Kopf einer schwarzen Raubkatze schob sich nach vorn, im Zwielicht des Waldes ging von den starren Augen ein wildes Glühen aus. Der ruhige Blick ruhte auf Elviree und ging ihr durch Mark und Bein, sie wusste dass es keinen Ausweg für sie gab. Dieses Tier war stärker und vermutlich auch schneller als sie. Die Krallen der Raubkatze würden ihre Kleidung ebenso leicht zerreißen wie ihre Haut und ihr Fleisch.
Tränen rannen aus den Kinderaugen die Wangen hinab, die leicht geöffneten Lippen bebten vor Furcht aber kein Laut oder Hilferuf entkam ihnen.
Schritt für Schritt mit einer Anmut wie sie nur den Raubkatzen gegeben ist, näherte sich der Jäger dem Kind. Die breite Zunge leckte sich hungrig über die breite Schnauze und Elviree konnte beim näherkommen erkennen, wie ausgemergelt der Leib der Katze war. Gewiss litt das Tier furchtbaren Hunger, eine Erklärung wieso es ein Kind angriff…wenn auch kein tröstlicher Gedanke.
Nur noch wenige Schritte trennten Kind und Raubtier voneinander, fast schon konnte es den heißen feuchten Atem des Tieres auf seiner Haut spüren. Der Jäger duckte sich zum Sprung, bereit seiner Beute das Ende zu bringen…Elviree presste lediglich noch die Augen zusammen und wartete auf das Unvermeidliche. Die Stille des Waldes um sie herum wich einem Rauschen in ihren Ohren, als das Blut vom panisch pochendem Herzen durch den kleinen Körper gejagt wurde.
Doch es kam kein Schmerz, keine Krallen bohrten sich in ihre Haut und keine Zähne rissen ihr das Fleisch von den Knochen. Stattdessen nahm sie über dem Rauschen ein hohes Sirren war, das für eine Sekunde die Stille durchbrach.
Zaghaft öffnete Elviree die Augen und sah gerade noch wie die Raubkatze direkt vor zu Boden ging. Das Licht der goldenen Augen war gebrochen und starrte leblos zu ihr empor, im Hals steckte der noch zitternde Schaft eines Pfeils der ihren Jäger niedergestreckt hatte. Das dunkle Fell schimmerte feucht vom Blut um die Einschussstelle herum.
Durch die Zweige trat eine hochgewachsene Elfe auf Elviree zu, in den Händen einen geschwungenen Bogen aus dunklem Holz auf dessen Sehne bereits der nächste Pfeil lag. Das silberweiße lange Haar umrahmte ein hübsches Gesicht mit freundlichen Augen die auf der kleinen Elfe ruhten. Erleichterung und Angst bahnten sich ihren Weg als Elviree auf die fremde Elfe zurannte um sich Schutz suchend um ihre Beine zu klammern, wo das Kind heftig schluchzte und weinte.
Die Jägerin nahm den Pfeil von der Sehne und steckte ihn zurück in den Köcher, dann schulterte sie den Bogen und hob das weinende Elfenmädchen sanft hoch um sie zurück zur sicheren Stadt zu tragen, wo die Eltern sicher schon nach der Kleinen suchten.
Hinter den beiden Elfen die lautlos durch das Unterholz verschwanden kletterte das Eichhörnchen zurück vom Baum herab und vergrub nun endlich seine erbeutete Nuss. Der Wald war für einige Minuten wieder sicher…