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Vargrrr
Als nächstes ist jetzt David Foster Wallace mit "Kurze Interviews mit fiesen Männern" dran. Hab nicht so wirklich 'nen Plan, was mich da erwartet, da ich das Buch geschenkt bekommen habe. ^^
Hmpf!
Ich hätte es wissen müssen. Bücher, die ich geschenkt bekomme, ohne sie mir vorher gewünscht zu haben, sind schlecht.
Beschrieben wurde mir das Buch so, dass es lauter kurze Geschichten/Interviews aus männlicher Sicht enthalten würde, amüsant und boshaft zugleich und darüber hinaus gut geschrieben.
Absoluter Blödsinn. Selten ein so schlecht geschriebenes Buch gelesen. Aber schlimmer als beim Trash des Groschenromans oder als bei John Grisham fehlt hier nicht nur eine angenehme Schreibe, sondern auch ein halbwegs interessanter Inhalt, der über die Schreibe hinausgeht.
Der Mist liest sich, wie das spätpubertäre Geschreibsel eines Möchtegernintellektuellen, der nun mit Fremdwörtern um sich wirft, um nicht vorhandene Intelligenz vorzutäuschen. Die erste Geschichte liest sich wie ein Übungsstück für einen Schreibclub. Was zur Übung ja ganz sinnvoll sein mag, als eigenständige Geschichte jedoch zu nichts führt. Ultrakurzzusammenfassung: ein Junge hat Geburtstag und will vom 3-Meter-Brett springen. Der innere Monolog berichtet dann jedoch weniger von wirklichen Gedanken, sondern von Beobachtungen. Diese sind sehr genau und plastisch wiedergegeben. Würden se in einem dicken Buch auftauchen, hätten auch solch ausufernde Beschreibungen des Sprungbretts (dunkle Flecken dort, wo die Füße draufstehen, welche durch den Abrieb von Hautschuppen entstanden sind usw. usf.), der Leiter, der Schlange vor dem Sprungbrett ihre Daseinsberechtigung. Aber hier passiert einfach nichts. Außer das man sich tödlich langweilt.
Und so geht es munter weiter. Gerade in den "Interviews", die meist eher normalen Gesprächen gleichen, von denen man nur eine Seite mithören kann, bedient sich der Autor immer wieder und wieder und wieder - na, wer kommt drauf? ^^ - dem Stilmittel der Wiederholung. Nun gut, man könnte auch sagen, er bildet einfach nur die Wirklichkeit ab, da es ja wirklich vorkommt, dass Menschen in einem Gespräch immer wieder und wieder und wieder fast wörtlich das gleiche sagen. Liest man jedoch mehrere solcher "Geschichten", die derart strukturiert ist, dann setzt die große Langeweile ein. Herrje, jeder weiß doch, dass die meisten Menschen langweilig sind. Wer will da schon das langweilige, sich wiederholende Geblubber auch noch beim Lesen reinziehen? Liest man nicht unter anderem auch deshalb, weil Bücher meist viel unterhaltsamer als echte Menschen sind? ;)
Zudem haben die Geschichten etwas nervig oberlehrerhaftes. Mit all diesem möchtegern-intellektuellen Geschwafel, dem förmlich aus jeder Pore dringt, dass der Autor einem etwas sagen will. Nur möchte man es gar nicht hören. -.-
Ich bin jetzt auf Seite 183 von 380 Seiten. Also ein Buch, dass man normalerweise ratzfatz durch hat. Aber hier ist echt jede Seite ein Kampf, da man dies Gelaber einfach nicht hören will.
Dabei hat das Buch durchaus ein paar gute Ansätze und der Autor scheint sogar Talent zu haben. Nur setzt er es leider schlecht ein und vermurkst dadurch um so mehr. Die Freibadgeschichte zeigt zum Beispiel, dass er eine sehr genaue Beobachtungsgabe hat und er Dinge wirklich bis ins Kleinste genau beschreiben kann. Leider hat ihm niemand gesagt, dass Beschreibungen allein noch keine Geschichte ergeben. Darüber täuscht auch der innere Monolog, in den die Beschreibungen eingebettet sind nicht hinweg.
Nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen "Geschichten" die sich im Inneren eines Menschen abspielen. Nur hier spielt sich nichts ab. Jedenfalls nichts das so erwähnenswert ist, dass man dafür 14 Seiten bräuchte. David Foster Wallace sieht das anscheinend anders als ich. ^^
Aber selbst Geschichten, die eigentlich interessant sein könnten, werden durch die Stilverliebtheit des Autors zu Tode geschrieben. So erzählt in einem der Interviews ein Mann, dessen einer Arm verkrüppelt ist, wie er diesen Arm einsetzt, um Tussen aufzureissen. Man sollte sich bei einer solchen Geschichte eigentlich dran erfreuen können, den Gedankengängen eines Arschlochs "zuhören" zu können. Stattdessen war ich nur genervt. Eines der Lieblingsstilmittel des Autors ist die Wiederholung, welche sinnvol eingesetzt ja auch wirklich ihren Reiz hat. Hier werden Wiederholungen jedoch inflationär eingesetzt, wie man es eigentlich sonst nur vom Besuch im Altersheim kennt, wo einem in einer Stunde Besuchszeit von ein und demselben alten Menschen 20 mal die gleiche Geschichte erzählt wird.
Was sich nur immer wieder ändert ist das, was der Autor ständig wiederholt. Mal sind es Äußerungen der Protagonisten, mal Bemerkungen des Autors oder die immer gleiche Bezeichnung von Personen (die depressive Person macht dies, die depressive Person macht das, blabla, die depressive Person...).
Dies Buch regt mich echt auf. ^^
Dummerweise gehöre ich jedoch zu den Leuten, die ein Buch nicht weglegen können, bevor sie es nicht ausgelesen haben und gemeinerweise will ich es möglichst schnell durchbekommen, da hier andere Bücher auf mich warten, von denen ich mir weit mehr erhoffe (selbst ausgesuchte und keine geschenkten ^^). Nur kann ich kein neues Buch anfangen, solange ich hier noch eines liegen habe. Das geht bei mir einfach nicht. Also werde ich mich weiter von Satz zu Satz kämpfen müssen. Es gibt echt kaum was Schlimmeres als ein bemühtes Buch, das nur langweilt. -.-