Getrennt werden wir untergehen
Mein ganzes Leben wollte ich, das mein Vater stolz auf mich sein kann.
Vater war Kommandeur bei der 'Hand des Lichts', einem der wohl bekanntesten und radikalsten Paladin-Orden im alten Lordaeron, der noch zu Zeiten des Bundes von Arathor entstanden war. Er war in Stromgarde geboren worden und war immer ein glühender der Anhänger der Allianz gewesen. Er war der Meinung, das die Allianz eine einzige zentrale Macht benötige um die Kriege, Rebellionen und Intrigen zu überstehen, die überall in Azeroth aufkeimten, und dies hieß für ihn bedingungslose Loyalität zu König Llane und den Streitkräften der Allianz.
Mutter ist in Stratholme geboren, weit entfernt vom Königshaus von Lordaeron und genauso wie ihr Vater, einem Händler, war sie strenge Pazifistin. Als ihre Mutter starb begleitete sie ihn auf seinen Handels reisen durch ganz
Azeroth.
Es ist zwar ein Klischee, aber Liebe geht tatsächlich seltsame Wege.
Meine Eltern trafen sich in einer Kneipe in Andorhal, und so abgedroschen es auch klingen mag, es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Trotz ihrer grundverschiedenen politischen Einstellungen heirateten sie schon innerhalb weniger Wochen. In der Regel enden solche Ehen in deinem Desaster, aber diese trotzte allen Vorurteilen. Sie wurde nach 20 Jahren durch den Tod meines Vaters bei der Schlacht um Stratholme gegen die Geißel brutal beendet.
Damals diente ich schon in den Milizeinheiten Lordaerons, dauernd darauf bedacht, eine Versetzung in einen der Paladin-Orden zu ergattern, um endlich genauso wie mein Vater zu sein und alle guten Leute der Allianz zu schützen. Mein kleiner Bruder Luc war immer noch zu hause bei meiner Mutter in Brill, und zwar genau in dem Alter, in dem sein Gehirn die pazifistischen Ideale meiner Mutter aufsaugte wie ein trockener schwamm.
Der durch die Geißel hervorgerufene Bürgerkrieg und der Tod meines Vaters vernichteten alle Sympathien die meine Mutter seiner Politik abgewinnen konnte, und sie zog mit Luc und unserer kleinen Schwester Anna nach Tarrens Mill, weit weg vom Krieg wie sie hoffte. Ich war damals schon längst verheiratet und hatte einen eigenen Sohn, aber es tat schrecklich weh das sie mich hier in Brill bei der Miliz zurrückließ, nach allem was mein Vater für die Familie getan hatte, nach allem, was Lordaeron für uns getan hatte.
Einige Monate zogen ins Land, und schließlich erreichte die Geißel den Hof von Lordaeron. Meine Einheit wurde aus Brill abgezogen, und ich ließ Frau und Kind zurück um mein Königreich zu schützen. Der Kampf um die Hauptstadt tobte viele tage, während dieser Zeit sah ich die unvorstellbarsten und grässlichsten Dinge die ein Mann sich nur vorstellen kann. Schließlich unterlagen wir dem nie abreißenden Ansturm untoter, und wurden selbst zum Feind. Ich verübte grausame Schandtaten an den Lebenden, raubte und mordete im Namen der Geißel und des Lichkönigs.
Jetzt, wenn ich alles das im Widerschein der brennenden Häuser Revue passieren lasse, frage ich mich: wofür das alles? Wofür all das kämpfen, morden und abschlachten? Der Krieg und seine folgen haben mich zur ultimativen kampfmaschine gemacht, die nur noch vom willen zum Sieg getrieben wird. jetzt stehe ich hier, mitten auf dem Marktplatz von Tarrens Mill, und das Blut meiner eigenen Familie tropft von meinen untoten Händen. Ich frage mich, ob mein Vater jetzt auf seinen Erstgeborenen stolz ist.