Ich hab mich als Fan von Fantasy und Geschichte mit dem Thema auseinandergesetzt und möchte meine Meinung diesbezüglich mal zur Diskussion in den Raum stellen ^^
Die erste Erwähnung von Orks als Solche finden wir bei J.R.R. Tolkiens Werken. Tolkien war durch die Geschichten seines Kindermädchens inspiriert, die ihm germanische Sagen und Geschichten erzählte. Später las er die Edda und andere nordgermanische Texte wie die Heimskringla.
In der Tat hat Tolkien das Meiste aus seinem Universum, inklusive Namen, einzelne Charaktere und Teile der Story aus den Sagas "geklaut" Gandalf ist in der nordischen Sage zum Beispiel ein Zwerg. Aber sei es drum.
Die Orks schildert Tolkien als deren "Erfinder" als eine verstümmelte Rasse von Elfen, die der dunklen Macht ausgesetzt waren. Die mythologische Grundlage sind hier die Drökkalfar (Dunkelelfen) der nordischen Mythologie - dort gibt es die Ljotalfar (Lichtelfen) welche man am ehesten mit Tolkiens Elfen der Alten Zeit gleichsetzen kann - wunderschöne, zarte und unsterbliche Wesen von grosser Kunstfertigkeit. Sie gelten auch als Wesen die über den Göttern stehen und doch als Gefolge von Gott Freyr - sie werden auch manchmal mit Seelen verstorbener Menschen gleichgesetzt aber das führt zu weit. Dann gibt es die Svartalfar - Schwarzelfen - schlichtweg die Zwerge. Das hat Tolkien schon sehr gut übernommen. Und dann die Drökkalfar, "Dunkelelfen" die schwer zu beschreiben sind da sie kaum genannt werden. Sie gelten als Wesen der Unterwelt, aber sie sind keine Untoten oder Geister, sie sind auch nicht zwingend bösartig aber sehr befremdlich und gefährlich. Manche spekulieren dass damit schlichtweg die Drachenbrut von Niddhöggr gemeint ist, aber Drachen gibts ja schon Extra. Drökkalfar lassen also viel Phantasiespielraum offen und daraus kann man sowas wie Tolkiens Orks machen. Die Verwandtschaft des Namens über Alfar - Elfen zu den Lichtelfen ist erkennbar, aber mythologisch haben Svartalfar, Ljiotalfar und Drökkalfar nur gemein, dass sie weder von Göttern noch Riesen abstammen / geschaffen wurden noch Kräfte der Natur sind (Wie die Landvaettir wie etwa Feen, Nixen, Gnome etc.) Sie zählen auch nicht zu den Magdar wie etwa die Asen, Vanen, Thursen und Jöten. Alfar sind von der Definition her schwamming und das scheint das Einzige zu sein, was sie wirklich eint, da sie vom Wesen her sehr verschieden sind. Die Schilderung mit Spitzen Ohren kann man theoretisch übernehmen, da alle Arten als Spitzohren bezeichnet werden wobei unklar ist, ob damit nicht eher ein Wesenszug gemeint ist, so wie beim Schlitzohr.
Soweit jedenfalls zur mythologischen Grundlage und Entstehung im Fantasybereich. Das Meiste von Tolkien stammt direkt aus dem germanischen Mythologiekreis was bezeichnende Elemente dafür sind wie Drachen, Trolle, Elfen, Zwerge, Riesen, Werwölfe (Silmarillion) Unterwelten, Zauberer und magische Artefakte. Das ist einfach typisch für den Kreis. (Ok Artefakte auch woanders)
Kommen wir zu dem was die Fantasy daraus machte. In den meisten Fantasygenres werden Orks entweder als Tierwesen oder als den Elfen verwandt gesehen, letzteres bei TES.
Orks sind meist in Stämmen organisiert - das trifft auf viele frühe
Kulturen zu. Besonders berühmt sind dafür jedoch die Indianer Amerikas und die Germanen Europas, die stets in kleinen Stammesverbänden gelebt haben ohne wirkliche Nationsbildung oder Nennenswerte Zusammenschlüsse. (jedenfalls bis ins Mittelalter hinein wo es keine Germanen mehr in dem Sinne waren wegen Christianisierung etc.)
Die Stämme Germaniens einten Sprache und Religion sowie generell gleiche Mentalität obwohl die Details wie Kleidung, Waffen, Kriegsführung etc. mitunter drastisch voneinander abgewichen sind, auch das Aussehen - Blond und Blauäugig waren nur 3 Stämme wirklich. Die meisten Stämme waren braun - braun oder schwarz-braun und manche rot-grün.
Die Lebensweise der Orks jedoch - das "barbarische" mit vor allem Fleischkonsum, mieserablen Kochkünsten, die auf Jagd und Krieg basierende Gemeinschaft und die Gleichberechtigung von Mann und Frau (bei klarer Rollenverteilung) ist ganz typisch für die germanischen Stämme und findet man so nirgendwo anders.
Ebenfalls berühmt sind die Germanen dafür, dass ihre Frauen auf dem Schlachtfeld mitkämpften oder zumindest zusahen um die Männer anzufeuern. Grabbeigaben machen aber deutlich, dass es einige weibliche Krieger gegeben haben musste, denn manche Frauen bekamen keine Haushaltsgeräte oder Schmuck ins Grab sondern Waffen und Rüstung.
Die sehr lockere Einstellung zu Krieg und Tod und eine Kultur die um Stärke und Ehre kreist, ist ebenfalls ganz typisch und bezeichnend für die Germanen und kennt man so auch nirgendwo in der Welt. Woher das kommt ist schnell erklärt - die Germanen bewohnten eine vergleichsweise sehr harsche Region - tiefe Wälder, eisiges Klima, wilde Tiere, tiefe Wälder...die Römer hatten teilweise mehr Angst vor den Bewohnern des Waldes und dem Wetter als vor den germanischen Kriegern.
Dazu kam eine schlechte Hygiene und Ernährung - die meisten Germanen starben vor dem 30. Lebensjahr. Fehden unter Stämmen waren normal aber auch zwischen Familien. Eine Familie die als schwach galt wurde schnell überfallen und beraut - Ehre war ein Zeichen von Stärke. Ehre war deshalb wichtiger als das Leben, denn wer seine Ehre verlor, riskierte das Leben seiner ganzen Sippe.
Könnte man viel weiter ausführen aber kurzgefasst lasse ich das so stehen.
Die Orks teilen mit den Germanen auch eine sehr naturnahe, schamanische Religion, jedenfalls meistens. Es wurde wegen dem Schamanentum der Orks oft spekuliert, dass diese an die Mongolen Asiens angelehnt seien was in WoW durch den Namen "Die Horde" untermauert wird, ist aber falsch.
Mongolen ware ein Reitervolk aus Bogenschützen - das ist völlig untypisch für Orks. Orks sind Fusstruppen mit Äxten - das ist typisch für Germanen
Germanen waren schamanisch und beteten zu Göttern und Geister, Mongolen zu Elementen. Bei Beiden spielt Ahnenverehrung eine wichtige Rolle, aber das gilt für fast alle animistischen Kulturen. Dazu sei gesagt, dass das Wort Schamane - saman - aus dem mongolischen Evenka kommt, aber damit alle animistischen Magier/Priester diverser Naturreligionen bezeichnet werden. Der germanische Name dafür wäre Gode (auch nur oberflächlich korrekt, da es auch da viele Unterteilungen gibt aber der Einfachheit halber lassen wir die seidhmadhr und galdhrmadhr und co mal aussen vor)
Mongolen sind weiters ein nomadisierendes Steppenvolk, Orks sind dagegen immer Siedler in befestigten Dörfern oder Anlagen, was wieder typisch germanisch ist.
Wenn wir zu TES schauen sind Orks hier grandiose Krieger und Schmiede. Auch das trifft, wenn man genau hinschaut, auf die Germanen zu. Die Germanen waren die ersten Europäer die wussten, wie man Stahl herstellt - sie haben vermutlich vieles von den Römern übernommen und dann verbessert. Die Germanen gelten als Erfinder des europäischen Damaststahls (aka Ulfberth-stahl) und waren berühmt für ihre Waffen. Nicht unbedingt weil diese Qualitativ besser gewesen wären, aber sie waren sehr effektiv was den Furchtfaktor angeht. Von beschlagenen Knüppeln über grosse Äxte - verglichen mit den recht kurzen Waffen der Zeit (ausser Speere) war das ziemlich beängstigend.
Germanische Schmiede waren so berühmt wie germanische Krieger, es ist noch unsicher ob die Römer oder die Germanen die Erfinder des Kettenhemdes waren, aber wenn man sich Zeichnungen aus der frühen Eisenzeit ansieht, schaut es so aus als hätten die Römer die Technik der Kettenhemdherstellung von den Germanen gelernt.
Plattenpanzer wie in TES kamen aber sowieso erst im späten Mittelalter vor. Die Nordgermanen des frühen Mittelalters waren jedenfalls berühmt für ihre Schmiedekunst und ihre überlegene Bewaffnung und Rüstung im vergleich zu anderen europäischen Kulturen.
In TES sind allerdings recht eindeutig die Nord von den Nordgermanen inspiriert und nicht die Orks, schon allein was Schiffahrt und Rüstungsdesign angeht, wie auch Architektur und Küche.
Germanische Kriegstaktik ist bis ins Mittelalter (Schildwall) auch recht orkisch - Einfach drauf. Germanische Krieger waren alles Andere als organisiert oder diszipliniert, aber umso effektiver in der Wildheit. Das war auch ihre grosse Stärke - sie waren schwer vorhersehbar und an Kraft waren sie den Truppen anderer Völker ihrer Zeit überlegen (und auch meist 1 - 2 Köpfe Grösser. Anmerkung: Der durchschnittliche Germane war nur 170 gross - aber deutlich grösser als der durchschnittliche 150 Römer. Auch die Wikinger später, aka Nordgermanen, waren im Schnitt nur 176 aber immer nioch grösser als der Europäische Schnitt)
Die Germanen wurden von den Römern auch so geschildert, wie Orks oft geschildert werden - verwildert aber intelligent, hässlich aber sehr stark, roh aber gute Schmiede. Wild aber voller Ehre. Die Germanen hatten eine Art Demokratie (sogar vor den Griechen) mit dem Thing - militärische Anführer (WoW - Kriegshäuptling) wurden gewählt.
Germanen waren teilweise sogar grün - natürlich nicht von Natur aus. Aber es gab germanische Elitetruppen, die auf Überfälle in der Nacht spezialisiert waren und sich zu dem zweck mit Erde und Moos einrieben. Das Ergebnis war ein braun-grüner Farbton der bei Dunkelheit im Wald eine exzellente Tarnfarbe bot. Zudem benutzten sie Holzknüppel weil diese kein Licht reflektierten und schlugen schnell zu um wieder zu verschwinden - das Ziel war hier psychologische Kriegsführung, der Feind sollte glauben, dass sie Geister seien.
Auch die orkische Berserkerwut (WoW, TES) passt zu den Germanen - immerhin sind die die Erfinder der Berserker und berühmt für diese Krieger die den Römern schon furcht eingeflösst haben. Wobei man sagen muss, die germanischen Berserker waren nur die berühmtesten. Ähnliche Kriegertrupps findet man auch bei den Kelten (Fianna) und in asiatischen Kulturen (Amokkrieger) wer sich dafür interessiert hier ein längerer Artikel über das Berserkerphänomen:
http://www.wegeinslicht.net/magie-my...tru/berserker/
Die Architektur der Orks in zumindest manchen Spielen ist auch recht germanisch anzumuten - Hütten aus Holz und Leder mit Stroh und wenig Räumen, wenn überhaupt. Steinbau war den Germanen nicht unbekannt, kam aber quasi nie vor.
Auf TES bezogen, kann man was Skyrim angeht die Orks sehr deutlich auf die Germanen ummünzen, auch vom Stil der "Frisuren" und Rüstungen (die in früheren Teilen eher japanisch / chinesisch anmuten)
Eine weitere TES spezifische Übereinstimmung ist Malacath den man in vielen Punkten mit Wotan gleichsetzen kann. Da muss man kurz abschweiffen, wass Wotan zwar im Grunde die selbe Gottheit wie Odin ist, aber diesem etwa so ähnlich wie Jehova Allah. Geschichtsmässig die selben Götter mit grob den selben Charakterzügen aber ganz anderen Schwerpunkten.
Wotan (der Wütende) und Odin (Odhinn - der Geist, aber auch "Die Raserei" "Die Weisheit") sind sich wesensähnlich. Wotans Schwerpunkte waren jedoch Krieg, Tod, Blut und Stärke wohingegen Odin vorwiegend auf Magie und Weisheit ausgerichtet ist, dennoch ist unschwer zu erkennen, dass Odin ganz eindeutig auch ein Todesgott ist und wenn man die Sagas liest, ein recht grausamer.
In Bezug auf die Gewichtung von Stärke, Ehre und Härte, Wachstum durch Leid und Blut als Zahlmittel bei Vergehen sowie die orkische Rechtsprechung bei TES beruhen quasi 1:1 auf dem Vorbild des germanischen Wotan und dessen "Kodex" soweit wir davon wissen (Einvigi, die frühe Form des Holmgang der Wikinger, war ein Duell auf Leben und Tod um Rechtsurteile zu sprechen, in schweren Fällen)
Die orkische Sitte Dinge mit Gewalt zu regeln war noch eher typisch "antik - germanisch" da die Wikinger viel mehr mit Worten regelten als durch Gewalt - Nord eben. Obwohl natürlich Gewalt noch ein wesentlich grösserer Bestandteil war als bei anderen europäischen Kulturen.
Die zumindest in WoW orktypische Gastfreundschaft ist ebenfalls typisch für die Germanen und Wikinger, was eigentlich jeder weiss, der sich die Kulturen ein bisschen angesehen oder die Edda gelesen hat.
Was Ehre angeht sowie die Schätzung von Tapferkeit, Mut und Stärke ist ebenfalls typisch germanisch. Unklar ist, ob die ganzen anderen Tugenden welche die Römer den Germanen andichten wollten auch stimmen, denn Keuschheut und Züchtigkeit hatten die wirklich nur im Vergleich zu Römern die durch alle Menschen und Tierarten und alle Altersgruppen hindurch alles auf grossen Orgien gef...haben.
Kurzum, für mich sieht der Zusammenhang Germanen - Orks sehr eindeutig aus. Auch sprachlich - Orks wird eine kehlige, harte Sprache zugeordnet, was die meisten Menschen der Welt über germanische Sprachen sagen, was ganz besonders auf Protogermanisch zutrifft, die Sprache der Germanen in der Antike. (vereinfacht. In der Spätantike gabs mehrere Abspaltungen und eine davon wurde dann Protonordisch der Vorgänger des "Wikingerischen" Altnordisch das wieder in 4 Dialekte unterteilt war aber das führt zu weit)
Wer was beitragen, kritiseren oder anmerken mag, nur zu =)