Thema: Der 4P-Kommentar: Ubisoft, Kopierschutz & Wertungen
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Alt 04.03.2010, 15:40   #1
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Der 4P-Kommentar: Ubisoft, Kopierschutz & Wertungen

Ubisoft hat sich mit der Ankündigung seines Kopierschutzes den Unmut vieler Spieler zugezogen - das Beatback reichte vom bissigen Spott bis hin zu Boykottaufrufen und der Androhung bis dato kaufwilliger PC-Fans, sich zukünftig für die Raubkopie zu entscheiden. Kurzfristig betrachtet war das ein spielepolitisches Eigentor inklusive Imageschaden.

In Paris zieht man die neue Strategie mit stoischer Ruhe und ersten geschützten Spielen wie Assassin's Creed II*oder Silent Hunter 5 durch, betont natürlich all die Vorzüge in FAQ und schweigt bei all zu kritischen Fragen, die den Unmut der Spieler bündeln. Welche Folgen hat diese Strategie langfristig und wie gehen wir als Magazin mit Titeln von Ubisoft um?

Ein, zwei (eher konsolenfixierten) Redakteuren war der Kopierschutz und die gesamte Debatte übrigens von Beginn an egal, so lange man das Spiel (also Plants vs. Zombies) auf beliebig vielen Systemen installieren und überall zocken kann. Aber die langjährigen DirectX-Kämpfer mit höheren Strategie- und Actionwerten haben sofort mit dem Kopf geschüttelt und das Ganze nonchalant mit "So ein Scheiß!" oder dem etwas Präziseren "Das ist ein verdammter Scheiß!" quittiert. Warum die Aufregung? Weil die Franzosen wesentlich weiter gehen als Steam, indem sie den Spieler zum Daueronlinesein zwingen.

Zu diesem psychologischen Problem der gefühlten elektromagnetischen Nötigung gesellen sich ganz praktische: Kollege Kautz war während seines Umzugs z.B. einen Monat ohne Internet
- in dieser Zeit würde er in Zukunft kein Die Siedler 7 spielen können, selbst wenn er es gekauft hätte. Kollege Schmädig wird bei seinem Anbieter immer wieder mit sporadischen Netzausfällen genervt und möchte mit dieser Ungewissheit keinen Assassinen durch Florenz führen. Kollege Schmidt spielt ganz gerne im Flugzeug an seinem Notebook - da kann er R.U.S.E. und Zombies trotz Quittung in der Tasche vergessen. Und als ich dem Kollegen Oertel vorhin aus purer Boshaftigkeit den Netzstecker aus dem PC gezogen habe, lief Ezio zwar noch ein Minütchen weiter, aber dann erschien auf dem Bildschirm diese Meldung:

"Es wird versucht, die Netzwerkverbindung wiederherzustellen. Das Spiel wird fortgesetzt, sobald die Verbindung wieder hergestellt ist. Bitte warten Sie. Wird die Verbindung nicht wiederhergestellt, können Sie vom letzten Spielstand aus weiterspielen.

Zurück zu Windows"


Zugegeben: Das sind Sondersituationen. Und dass Ubisoft den Spielern dennoch das brave Daueronlinesein zutraut, liegt sicher nicht an der französischen Naivität, sondern an der Recherche der Internetstruktur sowie der aktuellen Surfmentalität. Man hat in Paris einfach analysiert, wie viele PC-Spieler ständig im Netz unterwegs sind. Das ist auch keine große statistische Kunst: Man braucht nur mal auf World of WarCraft zu schauen, um Millionen dauervernetzte Haushalte links und rechts des Rheins zu orten - ganz Mitteleuropa schlurft virtuell durch Azeroth. Und man munkelt, dass die meisten das einige Stunden am Stück durchhalten.

Diesen Kopierschutz kann man den Leuten theoretisch auch deshalb zumuten, weil es mittlerweile nur noch auf Mobiltelefonen so genannte Volumenflatrates gibt - wer einen Computer besitzt, surft schon lange grenzenlos, ohne vom finanziellen Gewissen geplagt auf die Uhr schauen zu müssen. Noch vor fünf Jahren wäre diese Form des Kopierschutzes alleine aufgrund der Zusatzkosten für Zocker nicht denkbar gewesen. Und auf Mobiltelefonen dürfte ein Die Siedler 7 mit Internetpflicht noch heute im Funkmast krepieren.

Wenn die Dauervernetzung so sicher ist und sie die Raubkopiergefahr angeblich (es soll*allerdings schon illegale U-Boote und Meuchler geben) eindämmt: Warum zieht man sie dann nicht auch auf Xbox 360 und PlayStation 3 durch? Natürlich müssten Sony und Microsoft noch ein Wörtchen mitreden. Aber wahrscheinlich würde die Marktforschung dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung machen: So wie es im Schwarzwald noch im 16. Jahrhundert Leute gegeben haben soll, die nichts vom Christentum wussten, soll es hartnäckige Konsoleros geben, die mit ihrer Kiste noch nie online waren - obwohl Xbox Live und das PSN boomen, ist das noch eine ganz andere Mentalität.

Aber auf dem PC liegt Ubisoft mit seiner streitbaren Strategie quasi im digitalen Trend. Alles zwitschert, vernetzt und exhibitioniert sich mehr oder weniger freiwillig und dauerhaft im Internet - mittlerweile trifft man da sogar auf Angela Merkel sowie die privaten Daten, Vorlieben und Geheimnisse von Millionen Menschen. Wahrscheinlich lachen wir in fünf weiteren Jahren über die aktuelle Kopierschutzaufregung, wenn Breitband aus dem All kommt, das Internet für jeden so sicher wie der Strom aus der Steckdose fließt und Half-Life 3 selbst in der Berghütte auf der Alm flüssig läuft.

Weg von der Zukunft, zurück in die Gegenwart, wo es zwischen Sauerland und Erzgebirge noch so einige teutonische Offline-Löcher geben soll: Nervt uns der Kopierschutz von Ubisoft? Ja. Und manche von uns werden die Spiele privat meiden wie Vampire den Knoblauch. Spielt der Kopierschutz eine Rolle für die Wertung? Nein. Wir testen keine DRM-Systeme. Wir bewerten auch in Zukunft nicht die Art und Weise, wie ein Publisher seine digitalen Rechte wahrnimmt, sondern das Erlebnis und damit ein Spiel ab dem Moment, wo wir "Press Start" drücken.

Natürlich erwähnen wir den Kopierschutz und benennen auch seine Auswirkungen im Test, wie heute im Fall von Assassin's Creed II. Aber auch in der Vergangenheit hat sich das unbequeme Datendrumherum nicht negativ auf unsere Tests ausgewirkt - sonst hätten wir einige gecrackte Versionen aus dem Umfeld von Steam, Rockstar Social Club, EAs Download Manager oder Games for Windows Live ja grundsätzlich aufwerten müssen. Und wer will einem Grand Theft Auto IV schon utopische 95% geben?


Jörg Luibl
Redakteur
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4Players ist offline  
Alt 04.03.2010, 15:40  
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AW: Der 4P-Kommentar: Ubisoft, Kopierschutz & Wertungen

Hast du schon im Lösungsbuch nachgelesen? Eventuell hilft dir das ja weiter...