Mich würde viel eher interessieren:
WARUM kommt das Thema Sucht immer wieder auf? Liegt´s nur an den Medienberichten?
Und zur Definition: Ich würde nicht von Sucht sprechen (obwohl ich das gelegentlich doch mache), sondern von Zwangshandlung. Mediensucht ist (bisher) keine Sucht im Sinne einer stoffgebundenen Sucht. Gemein ist also der Zwang, die jeweilige Tätigkeit nicht sein lassen zu können (was sich nicht nur auf Onlinerollenspiele bezieht).
Jedenfalls ist das Thema Mediensucht natürlich nicht nur ein "Medienhype". Wobei hier Onlinerollenspiele eher eine kleine Rolle spielen. WoW ist allein durch seine Bekanntheit immer der Aufhänger in den Medien.
Im Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2009 wurde Onlinesucht erstmals erwähnt. Der Bericht spricht von rund 2,8 Millionen "Süchtigen". Ebenso befasste sich die Jahrestagung der Drogenbeauftragten mit Onlinesucht. Thema: "Internet und Computerspiele - wann beginnt die Sucht?". Den Bericht gibt´s
hier.
Zitat zum Thema Onlinesucht (Quelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit vom 04.05.2009):
"Die Drogen- und Suchtpolitik muss sich in Zukunft auch "neuen Süchten" widmen. Die Nutzung des Internets und von PC-Spielen ist alltäglich und selbstverständlich geworden. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen und zu einer steigenden Zahl von Online- und Computerspielsüchtigen führen. Nach verschiedenen Studien gelten bereits heute 3 bis 7% der Internetnutzer als 'onlinesüchtig', ebenso viele werden als stark suchtgefährdet eingestuft.
Im Blickpunkt steht dabei die ausufernde Teilnahme an Onlinespielen oder Chats ebenso wie der oft exzessive Konsum von 'Onlinesüchtigen', die durch das Surfen oder Spielen Schule, Beruf und soziale Kontakte vernachlässigen. Dazu müssen gute Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene aufgebaut werden.
Dazu Sabine Bätzing: "Die Angebote müssen sowohl auf die Behandlung Betroffener als auch auf die Prävention ausgerichtet sein. Um einen Überblick über den Stand der Erkenntnisse zur Online- und Computerspielsucht zu erhalten, wird sich meine diesjährige Jahrestagung am 3. Juli daher der Frage "Internet und Computerspiele - wann beginnt die Sucht?" widmen."
Mich interessiert in meinen eigenen Studien nach wie vor eher das "Warum". So lautet die Kernfrage in meinen Interviews: "Wann und warum haben Sie mit Onlinerollenspielen begonnen?". Natürlich frage auch ich nach Spielgewohnheiten, aber mich interessiert eher, was an Onlinerollenspielen fasziniert (vielleicht will ich auch meine eigene Faszination vergleichen...). Die dahinterstehenden, sozialen Erfahrungen, gruppendynamische Prozesse usw. sind teilweise erst durch Onlinerollenspiele entstanden. Weitere Fragen hinsichtlich Themen wie z.B. Onlinerollenspiele im "fortgeschrittenen Alter" (mein ältester WoW Interviewpartner war 72!) interessieren mich ebenfalls.
Kurz: Ja, es gibt Studien wie Sand am Meer, aber nicht alle möchten jeden Onlinerollenspieler zum "Süchtigen" erklären. Trotzdem ist und bleibt die Mediensucht ein Fakt - und zwar ein hochbedenklicher Fakt.
Die Frage allerdings: "Wann wurdet Ihr süchtig..." kann pauschal natürlich nicht beantwortet werden. Zu jeder "Sucht" gehört eine individuelle, meist sehr persönliche, Historie.