Hey!
Schön dass du dich zu Wort gemeldet hast. Alleine den "guten alten Zeiten" nachzuweinen ist zeitweise schon recht deprimierend!
Deinem Schreiben kann ich zu 100% zustimmen.
Als ähnliches "Relikt" aus Classic-Tagen komme ich mit dem seelenlosen höher-weiter-schneller-mehr-Konzept von Blizzard, mit dem man die Spieler dieser Tage bombardiert ebenfalls nicht mehr zurecht.
Die "Newbies", die erst zum Release von BC eingestiegen sind und an dieses Mordsthempo gewöhnt sind, mögen uns belächeln. Neidisch bin ich auf sie aber keinesfalls, denn DIE haben nie miterleben dürfen, was damals auf spielerischer und - vor allem - auch menschlicher Basis in Azeroth möglich (und gelebte Realität) war!
Meine Story ist dabei größtenteils deckungsgleich mit Deiner eigenen. Eine gute Freundin spielte damals mit Begeisterung ihre 60er Jägerin und ich war schon gebannt ihr nur dabei zuzusehen!
Vorher nie ein großer Freund von Computer-Spielen begeisterte mich zum einen die Grafik und die Tatsache dass man auf diesem Wege in eine Realität abtauchen konnte, in denen man alles vorfand was es im RL ebenfalls gab.
Man bewegte sich als Mitglied einer lebendigen Welt unter Gleichgesinnten, reiste, kämpte, lernte und erarbeitete sich persönliche Ziele. Ziele, die mir zu dieser Zeit damals (da ich in einer fürchterlichen Ausbildung fest hing und allgemein die schlimmsten Jahre meines bisherigen Lebens durchmachte) um einiges mehr reizen konnten, als die Ziele in meinem RL!
WoW rettete mich damals vielleicht in gewisser Weise. Vor allem waren daran die Ingame-Bekanntschaften, -Beziehungen und -Freundschaften wesentlich beteiligt.
Grafik und eine große, unbekannte, aufregende Welt voller Abenteuer und Herausvorderungen haben ihren Reiz. Das alleine aber hätte mich wohl kaum so lange und so intensiv fesseln können wie es meine Mitspieler taten.
Zum Release von BC kam für mich dann der erste persönliche WoW-Kollaps.
Haufenweise der Stammleute aus unserer bis dato so erfolgreichen Gilde und
Raid stiegen aus dem Spiel aus oder verließen "das sinkende Schiff" in Torschlusspanig für andere Gilden. Die ganze Community brach auseinander. Wer blieb fand kaum mehr Leute für Instanzen und zum lvln. Diejenigen die eine Gruppe gefunden hatten schnellten in Rekordzeit die Level hinauf, die anderen wipeten zusammen mit ebay-Chars und 14jährigen Newbies durch low-level Instanzen. Soviel zum Glanz vergangener Tage!
Bevor ich mich versah, war von den alten Hasen keiner mehr übrig.
Equipment auf das man Monate hingearbeitet hatte, Bosstaktiken die man ausgeklügelt hatte, Gold oder Resourcen die man langwierig erfarmt hatte, waren quasi über Nacht nichts mehr wert.
Auf einmal hatten Quest-Items bessere Werte als Epics aus Hero-Instanzen.
Ums auf den Punkt zu bringen: Mit BC war man auf einen Schlag vereinsamt, verarmt und sämtlichem Ruhmes vergangener Erfolge beraubt. Das war ein sch*** Gefühl!!!
Aber man rappelt sich auf, sucht sich neue Leute, levelt auf die 70 hoch, hohlt sich neues Epic-Material aus neuen Instanzen.
Am Ende stand man da wie damals vor BC. Nur anders.
Irgendwie war für mich die Luft raus aus dem Spiel. So wie in Classic-Tagen wurde das Feeling und auch der Zusammenhalt in der Gilde nie mehr.
Sosehr man Blizzard für die Entwicklung der neuen Gebiete und der beiden neuen Rassen auch beglückwünschen kann. WoW selbst hat es keinesfalls voran gebracht. Das Klientel, welches mit dieser neuen Masche geworben wird, entsprach mehr und mehr nicht dem Typ Menschen, mit denen ich gerne meine Zeit verbringe. Insgesammt wurde das Umfeld unpersönlicher, das Tempo schneller. Die Inis schossen wie Pilze aus dem Boden und waren genauso schnell auch schon wieder alte Hüte. Natürlich ist es eine gute Sache dass Add-Ons eine Art open end in der Warcraft-Story garantieren, aber mir war es persönlich lieber noch ein festes, unumstößliches und mit viel Ehrgeiz schließlich erreichbares Ziel vor Auge haben zu können (z.B. Naxx). Etwas das von Bestand war.
Kurz vor Release des Lich King Add-Ons verließ ich WoW dann letztendlich. Ich ging nach Neuseeland, fing eine neue Arbeit an, die ich sehr gerne mache. Mein Umfeld im RL hat sich um Welten verbessert, was es leichter macht der Versuchung von WOW (dumme Sucht

) zu wiederstehen.
Jetzt wo ich wieder Zeit und Muße hätte um guten Gewissens zurück zu gehen, hält mich eigentlich nur der Rückblick auf die damaligen Entwicklungen auf.
Wieder nebulösen Zielen hinterher zu hetzen in Nutzgemeinschaften die sich ins Nichts auflösen, sobald sich für den Einzelnen irgendwo eine lohnenswertere Möglichkeit auftut, die einen vermeintlich schneller voran bringt, aufkosten des eigentlichen WoW-Gemeinschafts-Gefühls "einer für alle, alle für einen" - Das brauch ich nicht.
Solange dieser Gedanke in meinem Hinterkopf herum flattert sind meine Bedenken gegenüber eines Neuanfangs bzw. Wiedereinstieg größer als die Vorfreude.
Man könnte fast den Gedanken bekommen, die guten alten Erinnerungen mit dem Kauf eines weiteren neuen Add-Ons zu verraten... Seltsam aber wahr.
Dementsprechend denke ich heute noch oft - wie du sagtest - mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück an mir unvergessliche Dialoge im Teamspeak - irgendwo in Molten Core. Oder daran, wie dröhnendes Gelächter und das Gejubel von 40 Headsets in erschreckender Regelmäßigkeit unseren TS-Server zum Absturz brachte...
Zitat:
"Und wenn es nen Classic Server gäbe mit ner anständigen Spielerzahl würde ich da bestimmt gern nochmal reinschnuppern.^^"
--> Wenn es soweit ist, dann sag mir bescheid!!!
Liebe Grüßle,
Hina